Dreisteste Werbelüge des Jahres So viel Zucker enthalten Alete Babykekse

Berlin · Die Verbraucherorganisation Foodwatch spricht von Marketing am Rande der Körperverletzung. „Kinderkekse“ von Alete bestehen zu einem Viertel aus Zucker. Der Hersteller verkauft sie als Säuglingsnahrung. Dafür bekommt Alete den „Goldenen Windbeutel des Jahres“ verliehen.

 Der „Goldene Windbeutel 2017“ für die dreisteste Werbelüge des Jahres geht an Alete.

Der „Goldene Windbeutel 2017“ für die dreisteste Werbelüge des Jahres geht an Alete.

Foto: Foodwatch

Für Babies nur das beste? Wer Baynahrung kauft, vertraut auf gute Inhaltsstoffe. Was aber, wenn der „Kinderkeks“ für Babies ab dem achten Monat zu einem Viertel aus Zucker besteht? Verbraucher wählten jetzt den Alete-Babykeks zur dreistesten Werbelüge des Jahres. Knapp die Hälfte der mehr als 70 000 Teilnehmer der Online-Abstimmung wählten den Kinderkeks. Zum siebten Mal hat die Verbraucherorganisation Foodwatch den „Goldenen Windbeutel“ verliehen.

Alete vermarktet das Produkt entgegen der Empfehlungen von Medizinern schon für Säuglinge ab dem achten Monat. „Zum Knabbernlernen“ steht auf der Packung. Knabbern von Zuckerstangen. Mit 25 Prozent Zuckeranteil sind die Kekse zuckriger als etwa ein Leibniz Butterkeks, teilt Foodwatch mit. Und sie förderten Karies. „Alete nutzt sein positives Image bei Eltern aus, um auf Kosten der Kleinsten Kasse zu machen“, sagt Sophie Unger von der Verbaucherorganisation. Diese Irreführung grenze an Körperverletzung. Die EU-Verordnung über Babylebensmittel lasse Lücken zu. Selbst Kekse mit einem Zuckergehalt von bis zu 34 Prozent dürften noch als empfehlenswerte Produkte für Säuglinge beworben werden. Der Fall der Alete-Babykekse mache deutlich: „Wir brauchen dringend bessere gesetzliche Vorgaben für Babylebensmittel“, sagt Unger.

Alete hatte bereits auf die Nominierung zu der Wahl reagiert und angekündigt, seine Kekse nicht länger auf der Packung als „babygerecht“ zu bezeichnen. Außerdem erhalte der Verbraucher auf der Verpackung umfassende Informationen zum richtigen Gebrauch des Produktes, so Alete.

Mediziner raten allerdings komplett von Babynahrung mit zugesetztem Zucker ab. Die Ernährung in den ersten Lebensmonaten sei prägend und beeinflusse das spätere Ernährungsverhalten eines Menschen, so ein Arzt gegenüber Foodwatch.

Außer dem Alete Babykeks waren vier weitere Produkte für die Auszeichnung zur dreistesten Werbelüge nominiert: Becel Omega-3 Pflanzenöl von Unilever, Lacroix Ochsenschwanz Suppe von Continental Foods, Urlegenden Müsli Quinoa, Apfel, Cranberries und Chia-Samen von Kellog’s und Protein Drink Vanille von Bauer.

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