Volksbrauchtum Tanz in den Mai: Beliebte und fast vergessene Bräuche rund um die Walpurgisnacht

Service · Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit und gilt seit 1890 in Deutschland als "Kampftag der Arbeiterbewegung". Im Volksbrauchtum wird bereits der Vorabend mit einer Tanzveranstaltung, dem „Tanz in den Mai“, gefeiert. Erfahren Sie hier mehr darüber.

Tanz in den Mai: Beliebte und fast vergessene Bräuche rund um Walpurgisnacht
Foto: dpa/Henning Kaiser

Der Tanz in den Mai geht auf die Tänze in der Walpurgisnacht zurück. Der Legende nach haben sich alle Hexen am 30. April zum Tanz auf dem Blocksberg getroffen und dort gefeiert. Heutzutage tanzt man in den deutschlandweit freien Feiertag hinein, den Tag der Arbeit, und macht die Nacht zum Tage. Außerdem feiert man am 1. Mai das Erwachen der Natur und begrüßt so tanzend den Frühling.

Was passierte in der Walpurgisnacht?

Der Legende nach trafen sich in der Walpurgisnacht die Hexen auf dem Blocksberg, dem heutigen Brocken, um in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai zusammen im Kreis zu tanzen und zu hexen. Sie kamen auf Besen und Mistgabeln geflogen, andere Hexen sollen auf Schweinen und Ziegen geritten sein. Auch der Teufel soll der Legende nach bei diesen Festen anwesend gewesen sein. Zum Höhepunkt der Feier küssten die Hexen dem Teufel sein Gesäß und vermählten sich mit ihm. Durch diese Zeremonie erhielten die Hexen angeblich erst ihre magischen Kräfte. Man geht davon aus, dass diese Geschichte germanische Ursprünge hat. Namensgeberin für die Walpurgisnacht war die heilige Walburga, eine englische Äbtissin, deren Gedenktag seit dem Mittelalter am 1. Mai gefeiert wurde. Sie selbst hatte keinerlei Verbindung zum Hexenkult. Vielmehr gilt die heilige Walburga als Schutzpatronin der Seefahrt und gegen böse Geister.

Heutzutage wird die Walpurgisnacht vor allem im Harz als solche gefeiert. Hier hat sich auch der Tourismus des Themas angenommen, und viele Gäste besuchen die Harzer "Hexenkessel". Die Feiernden sind dabei oft als gruselige Alte, schaurige Hexe und andere Dämonen verkleidet. Die Walpurgisnacht findet auch in "Faust" von Goethe Erwähnung.

Beliebte Bräuche zum Tanz in den Mai

Beim Tanz in den Mai wird traditionell um Mitternacht in den Mai getanzt. Üblicherweise treffen sich Freunde und Familien am 30. April zuhause oder gehen in einen Club, um gemeinsam tanzend den neuen Monat zu begrüßen. Es gilt, um Mitternacht das Tanzbein zu schwingen und die Feiernden haben – ähnlich wie an Silvester – stets die Uhr im Blick. Regional gibt es viele unterschiedliche Veranstaltungen in der Nacht zum 1. Mai, bei denen oft auch auf Hexen-Rituale Bezug genommen wird.

In den meisten deutschen Großstädten spielt der Hexenbrauch jedoch eine untergeordnete Rolle, und man feiert eher kommerzielle Mai-Partys in den Clubs.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Traditionen zum Tanz in den Mai: Ein beliebter Brauch in der Nacht zum 1. Mai ist vor allem bei Jugendlichen und Frisch-Verliebten, dass die Männer ihrer Freundin beziehungsweise Angebeteten einen sogenannten Maibaum vor die Tür stellen. In der Regel handelt es sich um eine Birke, die mit bunten Bändern und kleinen Liebesbotschaften geschmückt wird. In Schaltjahren sollen die Frauen dann ihrem Liebsten einen Maibaum vor die Tür stellen. Diese Regelung hat sich aber noch nicht überall durchgesetzt.

In vielen Dörfern gibt es einen großen Maibaum, der häufig auf dem Marktplatz oder einem anderen zentralen Platz aufgestellt wird. Er wird gerne mit bäuerlichen Motiven oder Blumen, langen Bändern und bunten Kränzen verziert. Unter dem großen Maibaum treffen sich dann die Einwohner, um gemeinsam in den Mai zu tanzen.

Ein weiterer Brauch zum Tanz in den Mai ist in den letzten Jahren bei der jüngeren Generation etwas in Vergessenheit geraten: Die Maibowle. Ihren typischen Geschmack bekommt sie durch Waldmeister. Das alkoholische Getränk auf Basis von Wein und Sekt wird dazu entweder mit Waldmeister-Aroma oder frischem Waldmeister versehen. Bei frischem Waldmeister darf das Kraut nur kurze Zeit ziehen, sonst wird die Bowle bitter. Beliebt ist die Maibowle vor allem mit Zugabe von Minze oder frischen Erdbeeren und anderen Früchten. Die Bowle wurde früher in Klöstern ausgeschenkt und sollte das Herz stärken.

Ferner gibt es auch die sogenannten Maifeuer, die in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gezündet werden. Weit verbreitet ist der Glaube, dass die Feuer die bösen Geister vertreiben. In manchen Gegenden in Deutschland ist es üblich, dazu Hexen aus Stroh oder Holz zu basteln, und diese dann ins Feuer zu werfen und zu verbrennen.

Andere Quellen besagen, dass die Feuer an die Lichter der Hexen erinnern sollen, die bei der Walpurgisnacht der Legende nach zu sehen waren. Auf dem Brocken, dem früheren Blocksberg, treffen sich jedes Jahr viele Menschen am 30. April, um gemeinsam zu feiern. Einige verkleiden sich sogar als Hexen und feiern so die Walpurgisnacht. Wenn die Maifeuer heruntergebrannt sind, springen die verkleideten Hexen über das Feuer. Auch Verliebte nutzen den Brauch des gemeinsamen „Maisprungs“. Er soll die Liebe binden.

Ein weniger bekanntes Ritual ist der „Maistrich“: In der Nacht zum 1. Mai wird eine weiße Linie zwischen den Häusern von zwei (heimlich) Verliebten gezogen. Dafür wird mit Kreide oder Kalk eine Verbindungslinie von Haus zu Haus gemalt und so die Beziehung für jedermann sichtbar. In Zeiten von Fernbeziehung und Datenschutz ist dieser Brauch wohl aus der Mode gekommen.

Durchaus weit verbreitet ist hingegen die Tradition, seinen Nachbarn einen Streich zu spielen. Vor allem Jugendliche in der Pfalz und Eifel, im Hunsrück, im Saarland und in Südbaden gehen in der Nacht auf den 1. Mai durch die Nachbarschaft, um zu "hexen". Dabei werden gerne Fußmatten, Mülleimer und Gartengeräte entwendet oder an andere Stellen gelegt.

In Finnland und Schweden finden in der Nacht zum 1. Mai die größten Studentenfeste statt. Hier wird ebenfalls ein Feuer entfacht, und die Studierenden singen, tanzen und trinken rund ums Maifeuer. Die bekanntesten Feiern finden in Vappu, Finnland, und Valborg, Schweden, statt.

Warum feiert man den 1. Mai?

Der Ursprung dieses Feiertags liegt in den USA. Hier streikten am 1. Mai 1886 die Angestellten in mehreren Städten und kämpften für die Einführung eines Acht-Stunden-Tags. Am 1. Mai finden traditionell große Kundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes statt.

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