Ausflug auf den Affenberg

Salem/Reichenau · Der Bodensee ist beliebt bei Wassersportlern und Wanderern. Doch auch Tier- und Kulturliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Neben einem Affenpark gibt es kunstvolle Kirchen in Salem und auf der Insel Reichenau.

 Mit ungesüßtem Popcorn können Besucher die Primaten im Tierpark Affenberg anlocken und füttern. Foto: affenberg salem

Mit ungesüßtem Popcorn können Besucher die Primaten im Tierpark Affenberg anlocken und füttern. Foto: affenberg salem

Foto: affenberg salem

Mit Popcorn geht es normalerweise ins Kino und seinem Affen gibt man dem Sprichwort nach eigentlich Zucker. Nicht so in Salem am Bodensee. Hier dürfen Besucher im Tierpark Affenberg testen, wie viele der rund 200 frei lebenden Berberaffen sie mit den gepufften, ungesüßten Maiskörnern anlocken können. Die Tiere hocken hier lässig und ohne Scheu auf dem Holzgeländer und greifen gelassen zu, wenn man ihnen eine Hand Popcorn reicht. In den Backentaschen der Allesfresser scheint dafür unendlich viel Platz zu sein. Haben sie dann doch genug von den Besuchern, sind die Affen mit zwei, drei Sätzen auf den Ästen der Bäume und dann im Wald verschwunden.

Nach Affenparks in Frankreich und Großbritannien gründete der elsässische Baron Gilbert de Turckheim 1976 das Gehege in Salem. Der Park trägt zum Erhalt der stark gefährdeten Tierart bei: "Der Affenberg Salem hält zusammen mit seinen Partnerparks den weltweit wichtigsten Reservebestand an auswilderungsfähigen Berberaffen", erklärt Parkleiter Roland Hilgartner. In den 1980ern wilderten die Parks 600 Tiere nach Marokko aus.

Zwar ist die Bodensee-Gemeinde für ihren Affenberg bekannt, doch hat Salem dank seiner katholischen Tradition auch bedeutende Kultur zu bieten. Liebhaber des Rokoko werden sich an den Werken des Bildhauers und Stuckateurs Joseph Anton Feuchtmayer (1696-1770) erfreuen - dessen größter Auftraggeber das Kloster Salem war. In Salem-Mimmenhausen richtete man vor 14 Jahren in seinem Wohnhaus ein Museum ein. Neben Zeichnungen und Modellen gibt es einen Einblick in Feuchtmayers Technik. Der Besucher kann nachverfolgen, wie ein vergoldetes Puttenköpfchen aus einem rohen Holzblock entstand. Die Fährte des Künstlers kreuzen Urlauber am Bodensee immer wieder. Etwa in Birnau, wo sich die Wallfahrtskirche wegen des prächtigen Ensembles aus Stuck und Altären als Gesamtkunstwerk von Feuchtmayer präsentiert. Bekannt ist vor allem die Figur des Honigschleckers: Dieser Putto - ein weiß glänzender Bub mit Lockentolle - nascht schelmisch Honig aus einem Bienenkorb. Die Gipsfigur von 1749 steht für die Redegewandtheit des heiligen Bernhard von Clairvaux, Lehrer der honigsüßen Rede.

Feuchtmayers Werke sind nicht die einzigen Schätze, die aufgrund der Bodensee-Klöster entstanden und die Zeiten überdauerten. Auf der Insel Reichenau steht jedes Jahr im Frühsommer ein Tag im Zeichen einer kostbaren Kloster-Reliquie: Nichts Geringeres als die blutgetränkte Erde von Golgatha, Splitter vom Kreuz Christi und ein blutgetränktes Tuch soll das kleine Abtskreuz enthalten. Die Heilig-Blut-Reliquie wird mit Vorvesper, Hochamt und Wortgottesdienst im Münster St. Maria und Markus sowie mit Bürgerkonzert gefeiert. "Das ist ein rein religiöser Feiertag, den es nur auf dieser Insel gibt", erklärt Simone Baumer von der Reichenauer Touristikinformation. Höhepunkt ist die Prozession, wenn Pilger, Geistliche, Trachtengruppen und Bürgerwehr die Reliquie ein Stück über die Insel geleiten. Der kostbare Schatz stammt wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert, den Feiertag begeht man seit 1738 am Montag nach dem Dreifaltigkeitssonntag, dieses Jahr am 16. Juni.

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Auf einen BlickMehr Informationen zum Feuchtmayerhaus in Salem erhalten Interessierte unter Telefon (0 75 53) 9 69 10. Die Eintrittspreise sowie Öffnungs- und Fütterungszeiten des Tierparks Affenberg in Salem können Besucher unter Telefon (0 75 53) 3 81 erfragen. sopfeuchtmayermuseum.deaffenberg-salem.de

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