Maltas kleine Schwester

Victoria · Gozo ist die kleinere Nachbarinsel von Malta im Mittelmeer. Dennoch hat sie eine eigene Hauptstadt und sogar einen eigenen Bischof. Trutzige Steinbauten, älter als die ägyptischen Pyramiden, prägen das Bild.

 Der Tempel von Ggantija gehört zu den Bauten der sogenannten Megalithkultur auf der Mittelmeerinsel Gozo. Foto: MTA/Clive Vella

Der Tempel von Ggantija gehört zu den Bauten der sogenannten Megalithkultur auf der Mittelmeerinsel Gozo. Foto: MTA/Clive Vella

Foto: MTA/Clive Vella

Touristen erkennt der Kundige sofort. Sie stehen am Bug der Fähre und blicken in Richtung Horizont. Die Einheimischen sitzen derweil drinnen in der Cafeteria und gucken auf ihren Kaffee. Für sie ist die Überfahrt über den Fliegu Ta'Comino, den Kanal, der Malta von seiner Nachbarinsel Gozo trennt, nicht mehr ganz so spektakulär.

Das erste Fotomotiv auf der etwa halbstündigen Fahrt ist Comino, eine winzige, nur von einer Handvoll Menschen bewohnte Insel, die ebenfalls zu dem Archipel gehört, der den kleinen Staat Malta bildet.

Im Sommer kommen täglich Hunderte von Tagesgästen - wegen der blauen Lagune, die für ihr türkis schimmerndes Wasser bekannt ist, und der Strände, die zum Tauchen und zum Schnorcheln einladen.

Die Kameras der Touristen klicken, als der Santa Marija Tower im Südwesten Cominos in den Blick kommt: ein ockerfarbener Klotz, der im Auftrag des Malteserordens zur Verteidigung gegen Piraten auf der felsigen Insel errichtet wurde. Kaum hat das Fährschiff Comino hinter sich gelassen, ist Gozo erreicht. Beim Einlaufen in den Hafen von Mgarr ist die Silhouette der Kirche Our Lady of Lourdes zu sehen, die den kleinen Hafenort überragt.

Gozo und Malta sind völlig verschieden. Aus globaler Perspektive ist schon Malta klein, für die Gozitaner hingegen, von denen so mancher Wert darauf legt, nicht Malteser genannt zu werden, erscheint der Nachbar riesig. Dennoch hat Gozo einen eigenen Dialekt, einen eigenen Bischof und eine eigene Geschichte, die zugegebenermaßen nicht ganz von der Maltas zu trennen ist.

Selbst eine eigene Hauptstadt hat die kleine Insel. Sie hieß lange Zeit Rabat, seit 1887 trägt sie den Namen Victoria - zu Ehren der englischen Königin, die regierte, als Gozo und Malta noch britisch waren. Schon Maltas Hauptstadt Valletta ist nicht gerade eine pulsierende Metropole, aber verglichen mit ihr ist Victoria mit seinen knapp 6500 Einwohnern ein beschauliches Dorf. Trotzdem hat Gozo viel zu bieten. Es gibt eine Zitadelle, die einen Blick weit über die Insel bietet, und eine Kathedrale, vor der eine Statue von Papst Johannes Paul II. steht. Die erste Messe in der Kirche findet bei Sonnenaufgang statt.

Ein Stück nordöstlich von Victoria liegt das Dorf Xaghra, an dessen Rand sich der Tempel von Ggantija befindet. Ein bisschen rätselhaft ist die Megalithkultur, eine archäologische Kultur aus der Jungstein- und Bronzezeit, immer noch, die auf Gozo ihre Spuren hinterlassen hat. Dazu zählen vor allem die riesigen Anlagen aus Stein, die wahrscheinlich kultischen Zwecken dienten. Sie sind ab 3600 vor Christus entstanden - und damit älter als die Pyramiden in Ägypten.

Die Megalithkultur auf Malta und Gozo endete um 2500 vor Christus. Warum, ist nicht bekannt. Aber die Anhänger des Kultes leisteten Erstaunliches. Die Steinplatten, die für die riesigen Tempel benutzt wurden, wiegen bis zu 60 Tonnen. Heute zählen die Tempel zum Weltkulturerbe. Der von Ggantija hat ein modernes Besucherzentrum bekommen, das über die Geschichte der Steinzeitkultur informiert.

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Auf einen BlickGozo gehört mit fünf weiteren Inseln im südlichen Mittelmeer zum Staat Malta. Mehr Informationen bietet das Fremdenverkehrsamt von Malta in Frankfurt, Tel: (0 69) 2 47 50 31 30, E-Mail: info@urlaubmalta.com dpavisitgozo.de

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