Von Johannes Hoffmann bis Anke Rehlinger Absolute Mehrheit? Diese Saar-Ministerpräsidenten erlangten sie
Landtagswahl 1947, Johannes Hoffmann (CVP)
- Seit 1947 war das Saarland ein autonomes Gebiet unter französischer Protektion. Die Wahlen vom 5. Oktober 1947 waren die ersten freien Wahlen zu einem Landtag seit 1935.
- An der Wahl teilnehmen konnte nur, wer wahlberechtigt war und sich rechtzeitig in Wahllisten eingetragen hatte. Dies erklärt die besonders hohe Wahlbeteiligung: Wer ohnehin nicht an der Wahl teilnehmen wollte, trug sich auch nicht in die Wahllisten ein.
- Bei der Wahl konnte die Christliche Volkspartei des Saarlandes mit ihrem Vorsitzenden Johannes Hoffmann (Bild) die absolute Mehrheit erringen.
- Zur Wahl waren vier Parteien zugelassen – Parteien, die nicht für eine Wiedervereinigung mit dem deutschen Kernland eintraten: CVP, SPS, KP und DPS
- Am Ende siegte die CVP mit 230 082 der Stimmen deutlich (51,2 Prozent).
- Für die SPD stimmten 147 292 wahlberechtigte Saarländer (32,8 Prozent)
- Landtagswahl 1952, Johannes Hoffmann (CVP)
- Die Landtagswahl am 30. November 1952 war die zweite Wahl im französischen Protektorat Saarland
- Die CVP konnte unter Johannes Hoffmann hier ihre absolute Mehrheit ausbauen und stellte in einer Koalition mit der SPS den Ministerpräsidenten.
- Interessant: Zur Wahl waren keine Parteien zugelassen, die die Vereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland anstrebten.
- Die Demokratische Partei Saar (DPS) wurde deswegen verboten. Auch die Deutsche Sozialdemokratische Partei und die CDU Saar wurden nicht zugelassen: von den 579 226 abgegebenen Stimmen waren 141 792 (24,5 %) ungültig.
- Der Deutsche Bundestag protestierte etwa gegen die Nichtzulassung der Parteien
- Auch der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer erklärte in dieser Sitzung, dass die Bundesregierung die Landtagswahlen von 1952 nicht als freie Wahlen anerkennen könne
Landtagswahl 1985, Oskar Lafontaine (SPD)
- Bei der Landtagswahl vom 10. März 1985 trat der amtierende Ministerpräsident Werner Zeyer (CDU) gegen den Oberbürgermeister von Saarbrücken, Oskar Lafontaine (SPD), an. --> Auf dem Bild steht Lafontaine neben dem ehemaligen und legendären SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt, rechts.
- Fünf Jahre zuvor, 1980, hatte Lafontaine zwar sehr knapp gegen Zeyer gewonnen (45,4 Prozent für die SPD – 44,0 Prozent für die CDU), jedoch hielt sich die CDU mithilfe der FDP an der Macht.
- Doch bei der Wahl 1985 kam es anders – Lafontaine siegte und zwar sehr deutlich
- Diesmal erreichte die SPD eine knappe absolute Mehrheit, so dass Lafontaine im zweiten Anlauf Ministerpräsident wurde.
- Auch die Saarbrücker Zeitung berichtete über diesen Coup
- Die SPD holte insgesamt 346 595 der Stimmen (49,2 %), die CDU kam auf 262 975 Stimmabgaben (37,3 %)
- Diese Landtagswahl im Saarland fand aus mehreren Aspekten heraus bundesweite Beachtung: Einerseits wurde Lafontaine erster sozialdemokratischer Ministerpräsident des Saarlands.
- Andererseits errang eine Partei aus der Opposition die absolute Mehrheit – bundespolitisch bis dato sehr selten
- Kurz vor der Wahl hatte sogar damals der SPD-Altbundeskanzler Willy Brandt das Saarland besucht. Treffpunkt? Die Niedtalhalle in Siersburg
- Landtagswahl 1990, Oskar Lafontaine
- Fünf Jahre später, im Jahr 1990, trat Oskar Lafontaine erneut als Ministerpräsident an. Sein Gegner diesmal? Bundesumweltminister Klaus Töpfer
- Das Ergebnis für Lafontaine fiel überragend aus: Während die SPD 377 502 Saarländerinnen und Saarländer wählten, taten das für die CDU um Töpfer 231 983
- Lafontaine holte damit 54,4 Prozent der Stimmen und die absolute Mehrheit, Töpfer 33,4 Prozent
- Die SPD konnte damit ihre absolute Mehrheit deutlich ausbauen – das berichtete auch die Saarbrücker Zeitung
- Bis heute ist es das bestes Ergebnis für die SPD im Saarland
- Die Wahl hatte erneut bundespolitisch große Bedeutung: Lafontaine wurde damit zum Kanzlerkandidaten der SPD ausgerufen.
- Gegen Helmut Kohl konnte er sich jedoch nicht durchsetzen.
- Lafontaine blieb damit Ministerpräsident des Saarlandes (und Kohl Bundeskanzler)
- Der damalige saarländische Ministerpräsident und damalige SPD-Kanzlerkandidat war bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Stadthalle von Köln-Mühlheim sogar lebensgefährlich verletzt worden.
- Doch er erholte sich davon wieder...
Landtagswahl 1994, Oskar Lafontaine (SPD)
- ... und trat 1994 erneut für die SPD als Ministerpräsident an, für die CDU war es wiederum Klaus Töpfer.
- Die SPD konnte bei Verlusten ihre absolute Mehrheit behaupten, während die CDU trotz Zugewinnen in der Opposition verblieb.
- Die FDP verfehlte den Wiedereinzug in den Landtag, wohingegen Bündnis 90/Die Grünen erstmals in den saarländischen Landtag einzogen.
- Durch den SPD-Sieg wurde Lafontaine zum vierten Mal vereidigt – dreimal errang er die absolute Mehrheit (auf dem Bild mit dem ehemaligen Bundeskanzler und SPD-Legende Helmut Schmidt)
- Beim Blick in die Wahlergebnisse konnten sich die SPD-Führungsköpfe, SPD-Fraktionschef Friedel Läpple (links) und Lafontaine (Mitte), ein Lachen nur schwer verkneifen
- Für Oskar Lafontaine war es die letzte Amtszeit als Ministerpräsident (hier mit dem ehemaligen Bundeskanzler WillyBrand)
- Er wechselte in die Bundespolitik – und duellierte sich dort mit Gerhard Schröder um den Posten als Parteivorsitzenden
- Bei der CDU waren zur damaligen Zeit Helmut Kohl (zweiter von rechts) und Theo Waigel (rechts) die führenden Personen
- Landtagswahl 1999, Peter Müller (CDU)
- Reinhard Klimmt folgte Lafontaine nach, der jedoch bei der Landtagswahl 1999 keinen Erfolg hatte
- Im Gegenteil: Die CDU um Peter Müller gewann die Wahl knapp (45,5 zu 44,4)
- Es passierte ein absolutes Kuriosum.
- Doch auch wenn die Wahl sehr knapp ausfiel, erhielt die CDU die absolute Mehrheit – mit 6 000 Wählerstimmen und einem Mandat mehr.
- Der Grund? Nur die CDU und SPD schafften es in den Landtag
Landtagswahl 2004, Peter Müller
Bei der Landtagswahl 2004 trat Müller erneut an. Sein Gegner diesmal?
- Heiko Maas von der SPD
- Diesmal wurde es kein Zittersieg für Müller und die CDU
- Die CDU konnte die von 1999 um zwei Prozentpunkte verbessern und die absolute Mehrheit ausbauen
- Die SPD musste erdrutschartige Verluste hinnehmen – von mehr als 13 Prozentpunkten
- Sieben Mandate im Landtag waren damit weg
- Den überragenden Sieg im Saarland feierte Müller dann auch mit der damaligen CDU-Bundesvorsitzenden und späteren Bundeskanzlerin Angela Merkel
- Keiner der beiden Spitzenkandidaten schien die Saarländer so richtig zu überzeugen: Die Wahlbeteiligung lag gerade einmal bei 55 Prozent
- Unter Müller war sogar der damalige Bundespräsident Horst Köhler zu Besuch
- 2011 trat Müller während der Legislaturperiode von seinem Amt als Ministerpräsidenten zurück
- Seine Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer konnte jedoch nie die absolute Mehrheit erringen – weder 2012 noch 2017
- Dennoch ging sie beide Male als Siegerin hervor
- Als Kramp-Karrenbauer 2018 in die Bundespolitik wechselte, wurde Tobias Hans ihr Nachfolger
- Landtagswahl 2022, Anke Rehlinger (SPD)
- Seinen ersten Wahlkampf bestritt Hans vor wenigen Tagen gegen Anke Rehlinger von der SPD
- Ein Duell auf Augenhöhe wurde es zwischen den beiden Kontrahenten aber nicht. Im Gegenteil...
- Anke Rehlinger, die amtierende Wirtschaftsministerin, siegte deutlich und holte die absolute Mehrheit
- Die SPD mit Rehlinger holte 43,5 Prozent; die CDU mit Hans gerade einmal 28,5 Prozent
- Der Sieg wurde natürlich gefeiert
- Denn Rehlinger gelang das für die SPD, was zuvor nur Lafontaine gelungen war: aus der Opposition die absolute Mehrheit erlangen
- Das schien sogar Rehlinger nicht ganz glauben zu können
- Während Rehlinger breit grinsen konnte...
- Und auch auf der SPD-Wahlparty Ekstase herrschte...
... flossen nach der Wahl bei der Saar-CDU bittere Tränen
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Zuletzt aktualisiert:
31.03.2022