Oft knapper als gedacht So liefen die Landtagswahlen der Vergangenheit
1960, bei der ersten Landtagswahl nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik, sortierte sich das durch den Streit um die Saar-Abstimmung zersplitterte Parteiensystem. Die CDU, in die auch die frühere Christliche Volkspartei aufgegangen war, wurde stärkste Partei und bildete später mit der DPS (später FDP) eine Regierungskoalition. Sie löste eine Koalition von CDU-Ministerpräsident Franz-Josef Röder mit der SPD ab. Die SPD, die stark zugelegt hatte, ging dennoch in die Opposition.
Die SPD konnte 1965 10,7 Prozentpunkte zulegen und kam auf 40,7 Prozent. Aber auch die CDU wuchs um 6,1 Punkte und konnte mit 42,7 Prozent ihre Rolle als stärkste Partei verteidigen. Zusammen mit der FDP/DPS (8,3 Prozent) gab es eine Mehrheit für Schwarz-Gelb in einem Parlament, in dem auch die SVP noch einmal zwei Sitze gewann.
1970 konnte die CDU mit Franz-Josef Röder rund fünf Punkte zulegen und holte mit 47,8 Prozent der Stimmen eine klare absolute Mehrheit im Landtag - da die FDP unter fünf Prozent bliebt. Die SPD holte 40,8 Prozent.
SPD-Chef Willy Brandt unterstützte vor den Wahlen von 1975 den jungen Landesvorsitzenden seiner Partei im Saarland, Friedel Läpple ...
... bei der Wahl war Läpple dann lange ganz dicht dran am Erfolg. Am Ende gab es aber ein Patt zwischen CDU und SPD/FDP mit je 25 Sitzen. Die CDU regierte weiter und holte später die FDP mit ins Boot, um den Stillstand im Parlament aufzulösen. Später wurde der Landtag auf 51 Sitze vergrößert, um künftig ein Patt zu verhindern.
Werner Zeyer (CDU) trat 1979 die Nachfolge von Franz-Josef Röder an, der am Tag nach der Ankündigung seines Rückzugs verstorben war. Zeyer musste sich 1980 der Landtagswahl stellen ....
.... und kam mit einem blauen Auge davon. Die CDU büßte 1980 den Spitzenplatz im Saarland und konnte nur mithilfe der FDP weiterregieren. Die Wiederwahl Zeyers im Saar-Landtag gelang dabei auch erst im zweiten Wahlgang, weil mehrere Abgeordnete der Koalition ihm zunächst die Stimme verweigerten.
Die Landtagswahl 1985 brachte die historische Zäsur. Die SPD wurde erstmals stärkste Partei und schaffte unter Oskar Lafontaine sogar die absolute Mehrheit gegen CDU und FDP. Die Grünen konnte Lafontaine auch wegen seines prominenten Ministerkandidaten Jo Leinen, der in der Umweltbewegung eine führende Rolle spielte, aus dem Parlament heraushalten.
1990 wurde die Landtagswahl zum Triumph für Oskar Lafontaine: Er holte die absolute Mehrheit der Wählerstimmen - ein historischer Erfolg. Er distanzierte Klaus Töpfer dabei klar. Der Bundesumweltminister sollte für die CDU eigentlich den voraussichtlichen Kanzlerkandidaten der SPD, Lafontaine, stoppen. Die FDP rutschte mit 5,6 Prozent gerade so wieder ins Parlament.
Im Jahr vor dem zweiten Duell von Umweltminister Klaus Töpfer (links) und Oskar Lafontaine (rechts) eröffneten die beiden Politiker 1993 die Saarmesse gemeinsam mit Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher (Mitte). Im kommenden Jahr konnte de Amtsinhaber seinen Herausforderer erneut schlagen.
Denn 1994 verteidigte die SPD im Saarland immerhin die absolute Mehrheit der Sitze, wie die Seite 1 der SZ am Tag danach zeigt. Allerdings legte die CDU um 5,2 Punkte auf 38,6 Prozent zu, die SPD büßte fünf Prozent auf 49,4 Prozent ein. Die Wahl fand parallel zur Bundestagswahl statt. Erstmals schaffte es die Saar-Grünen in den Landtag. Die FDP flog raus.
Vor der Wahl 1999 rechneten sich die Grünen mit Christian Molitor (rechts) gute Chancen aus, mit Reinhard Klimmt (2.v.l.) eine Koalition zu bilden. Am Ende schafften sie es wie die FDP von Werner Klumpp (links) nicht in den Landtag und Peter Müller (2.v.l) wurde mit knappem Vorsprung Ministerpräsident.
Die Ausgabe der SZ nach der Wahl 1999. Mit hauchdünnem Vorsprung schaffte Peter Müller für die CDU den Machtwechsel.
Wahlsieger Müller konnte 1999 die Glückwünsche des scheidenden Amtsinhabers Reinhard Klimmt von der SPD entgegennehmen.
2004 legte die CDU zu, aber weniger stark als die Umfragen lange versprochen hatten. Am Ende reichte es für die erneute absolute Mehrheit der Sitze in einem Parlament, in dem jetzt auch wieder FDP und Grüne saßen.
Am Wahlabend 2004 konnte Peter Müller (links) sich als klarer Sieger feiern lassen - aber der Vorsprung gegenüber der SPD mit Heiko Maas (rechts) war weniger deutlich als zuvor erhofft.
2009 hätte Heiko Maas mit Oskar Lafontaine eine Regierung bilden können - wenn auch die Grünen an Bord gekommen wären.
Denn die CDU von Peter Müller (links) hatte nach zehn Jahren an der Macht massiv verloren. Doch mithilfe der FDP von Christoph Hartmann (Mitte) und den Grünen von Hubert Ulrich (rechts), der auch von der SPD heftig umworben wurde, reichte es für Jamaika.
2012 gelang Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) auf den letzten Metern, die SPD mit Heiko Maas deutlich hinter sich zu lassen. Dass beide gemeinsam regieren würden, hatten sie schon zuvor fest vereinbart. Kramp-Karrenbauer, die wenige Monate zuvor Peter Müller beerbt hatte, hatte im Januar die Koalition mit FDP und Grünen aufgekündigt, der Landtag wurde aufgelöst. Als Neulinge kamen die Piraten ins Parlament. Die Grünen schafften gerade so die nötigen fünf Prozent. Die FDP fiel mit 1,2 Prozent hinter die Familienpartei zurück.
Anke Rehlinger umarmte 2017 am Wahlabend die Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die hatte in einem Endspurt die SPD weit hinter sich gelassen. Rehlinger blieb keine Alternative als die Fortsetzung der Groko unter CDU-Führung. In der Opposition saßen weiter die Linke und erstmals die AfD. Die Piraten wurden auf 0,7 Prozent geschrumpft, auch Grüne und FDP scheiterten.