Atomkonflikt mit Nordkorea Ein Friedenssignal aus Nordkorea

Washington/Seoul · Der Atomkonflikt auf der koreanischen Halbinsel ist die gefährlichste Krise der Welt. Bis Mai wollen sich Trump und Kim erstmals treffen.

Es ist ein politischer Supercoup aus dem Nichts. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un lädt den US-Präsidenten Donald Trump zu einem Treffen ein – und der sagt zu. Dennoch: Experten mahnen, dass damit im Streit um Nordkoreas Atomprogramm erst ein diplomatischer Etappensieg errungen wurde.

Die von Südkorea vermittelte Zusammenkunft wäre historisch. Noch nie hat sich ein amtierender US-Präsident mit einem der drei bisherigen Machthaber aus der Kim-Dynastie getroffen, die seit 70 Jahren über die Menschen im Norden der geteilten koreanischen Halbinsel herrscht.

Ist ein Treffen jetzt ein erstes Anzeichen, dass Kim im Streit um das Atom- und Raketenprogramm des Landes die Waffen strecken könnte? Oder ein Eingeständnis, dass er sich bisher auf einem Holzweg befunden habe, wie Südkorea und die USA immer wieder behaupten? Oder ist es nur ein Propagandacoup Kims, wie Mitglieder früherer US-Regierungen und Kommentatoren meinen.

Noch am Donnerstagabend legt ein ranghoher Mitarbeiter der US-Regierung Wert auf einen feinen Unterschied: Man rede jetzt noch nicht über Verhandlungen. Es sei erstmal nur ein Treffen von Angesicht zu Angesicht. Die USA bestünden auf einer vollständigen Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel.

„Es gibt gute Gründe zu zweifeln, dass Nordkorea bereit sein wird, so weit zu gehen“, meint der frühere US-Verteidigungsminister William Perry, mit Blick auf die Forderungen der USA. Südkoreas Präsident Moon Jae In klingt da optimistischer. Er sieht das vorgeschlagene Treffen zwischen beiden als wichtigen Anstoß dafür, einen dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu schaffen.

Nordkorea ergriff die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang im Februar als Chance, sich zunächst wieder Südkorea anzunähern. Kim Jong Un schickte eine ranghohe Delegation zur Eröffnung der Spiele, um unter anderem Moon nach Pjöngjang einzuladen. Be­obachter sahen in der Charmeoffensive auch eine mögliche Absicht Kims, sein Land aus den Fesseln der harten internationalen Sanktionen zu befreien. Im Gegenzug erwiderte Moon die Geste der Versöhnung nach den Spielen mit der Entsendung eigener Emissäre. Heraus kamen historische Vereinbarungen. Vor dem Treffen zwischen Kim und Trump wollen zunächst Moon und Kim im April im Grenzort Panmunjom zum dritten gesamtkoreanischen Gipfeltreffen zusammenkommen.

Die Sondergesandten Moons teilten nach ihren Gesprächen in Pjöngjang Anfang dieser Woche außerdem mit, Kim habe angedeutet, mit den USA über die Schaffung einer atomwaffenfreien Halbinsel reden zu können. Aber Kim habe bekräftigt, dass er Sicherheitsgarantien wolle, hieß es.

Immer wieder hatte die autokratische Führung in Pjöngjang in den vergangenen Jahren betont, die Atomwaffen des Landes seien nicht verhandelbar. Die internationale Gemeinschaft kritisierte Pjöngjang dafür, fast alle Ressourcen ins Militär und in die Waffenentwicklung zu stecken.

An diesem Donnerstag um 19.12 Uhr Ortszeit steht Südkoreas nationaler Sicherheitsberater Chung Eui Yong plötzlich etwas verloren vor dem Weißen Haus und verkündete die Sensation des geplanten Treffens. Das Weiße Haus bestätigt das wenig später. „Bis Mai“ sagten die Südkoreaner.

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