Monster-Qualle Angst auf Mallorca vor Portugiesischer Galeere

Palma · Wegen der Giftquallen gibt es erste Badeverbote auf der Urlaubsinsel.

 Ein kleines Exemplar der giftigen Art Portugiesische Galeere.

Ein kleines Exemplar der giftigen Art Portugiesische Galeere.

Foto: dpa/Sabrina Hentschel

Der Fund Anfang der Woche an dem beliebten Strand Ciudad Jardín – zwischen Ballermann und Stadtzentrum – löste einigen Wirbel aus. Die Regionalzeitung „Última Hora“ brachte gestern auf Seite eins ein großes Bild des ungebetenen Gastes. Die Stadtverwaltung startete unter anderem mit einem großen Schiff Suchaktionen. Nach Sichtung von mindestens zwei lebenden Exemplaren der äußerst giftigen Quallen­art sind Regionalzeitungen zufolge Badeverbote an Stränden östlich der Inselhaupstadt Palma verhängt worden. Die betroffenen Gebiete liegen unweit des bei deutschen Touristen beliebten „Ballermann“-Strandes.

Für den Menschen verläuft eine Begegnung mit dem Nesseltier – anders als für kleinere Fische – nur selten tödlich. Außerdem: Man kann die Gefahr im Fall der Portugiesischen Galeere schon im Vorfeld gut erkennen, wie Winfried Hochstetter, Leiter des Aquariums Wilhelmshaven, erklärt: „Das Gute ist, dass man sie vorher sieht, denn sie hat eine Gasblase, die aus dem Wasser herausguckt.“

Mallorca ist nicht allein mit seinem Quallen-Dilemma: Exemplare waren im April bereits vor den Balearen-Inseln Formentera und Ibiza gesichtet worden. Allein auf Formentera wurden damals rund 100 Tiere eingesammelt. Vorige Woche waren in der Provinz Alicante an der Costa Blanca ebenfalls mehrere Physalia physalis angespült worden. Ein Elfjähriger wurde am Arm gestochen und kam ins Krankenhaus. Auf einer Länge von knapp 120 Kilometern wurden in Alicante am Wochenende Strände gesperrt.

Die Behörden dort erwägen den Einsatz von Netzen und Drohnen. Hochstetter: „Man kennt das aus Australien, wo es ein Problem mit Würfelquallen gibt: Solche Netze funktionieren.“ Dennoch, sollten noch mehr Quallen entdeckt und noch mehr Strände gesperrt werden, sind das keine guten Vorzeichen für den Sommer 2018. Dabei ist diese Qualle eigentlich gar keine Qualle: Die Portugiesische Galeere ist ein Wunderwerk der Natur, eine riesige Polypenkolonie, in der jedes Individuum eine bestimmte Aufgabe hat – sei es zum Fressen, zur Verdauung, zur Fortpflanzung oder Abwehr von Feinden. So sehr sind die Organismen aufeinander angewiesen, dass sie allein nicht lebensfähig wären.

Kennzeichen ist die bis zu 30 Zentimeter messende sackförmige Gasblase, die wie ein Segel funktioniert und für den Auftrieb des Tieres sorgt. „Bei Kontakt mit den Nesselzellen an den Fangarmen explodieren diese und injizieren mit einer Art Harpune Gift unter die Haut“, erläutert Hochstetter. Die Folge: Stark brennende Wundmale, die wie Striemen nach Peitschenhieben aussehen.

Das Fachmagazin „Toxins“ berichtet auch von Kopfschmerzen, Übergeben, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Allergikern ist ein allergischer Schock möglich, der schlimmstenfalls zum Tod führt. Betroffene sollten die Stiche mit unverdünntem Essig behandeln – dies meldet zumindest „Toxins“. Umstritten ist, ob Meerwasser bei der Wundreinigung hilft. „Es gibt keine universell akzeptierte Erste-Hilfe-Maßnahme für Physalia-Stiche“, schreiben die Forscher. „Alkohol und Hausmittel wie Urin, Backpulver und Rasiercreme (...) machen es aber wahrscheinlich schlimmer.“

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