Ein Lob, das niemand haben will

Paris. Auf diese Unterstützung hätten die rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien in Europa gerne verzichtet

Paris. Auf diese Unterstützung hätten die rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien in Europa gerne verzichtet. Vor seinen Terroranschlägen in Oslo und auf der Insel Utöya schrieb der mutmaßliche norwegische Attentäter Anders Behring Breivik ein schier unendliches Manifest, das nicht nur Anleitungen zum Bombenbau enthält, sondern auch Hinweise auf einen rechtsextremen britischen Mentor. In einem Beitrag für eine Internetzeitschrift lobte er zudem die rechtspopulistische niederländische Freiheitspartei PVV. Ein Lob, das niemand haben will: Etliche rechte Gruppierungen gingen nach dem blutigen Doppelanschlag von Norwegen schnell auf Abstand zu ihm.Anders Breivik sei "ein gewalttätiger und kranker Psychopath", betont der Parteivorsitzende der niederländischen PVV, der Rechtspopulist Geert Wilders (Foto: afp). Die Freiheitspartei verabscheue "alles, wofür er steht und was er getan hat". Über Twitter sprach der Parteichef den Angehörigen der vielen "unschuldigen Opfer" sein Mitgefühl aus. Der 32-jährige Anders Behring Breivik hatte in einem Internet-Beitrag vor eineinhalb Jahren die norwegische Fortschrittspartei und Wilders PVV als "wahrhaft konservative Parteien" gelobt - die niederländischen Rechtspopulisten schafften bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr den dritten Platz, von ihrer Duldung hängt seitdem die Regierung ab.

Auch die English Defence League (EDL) gab eine Erklärung heraus, um sich von Breivik zu distanzieren. Die gegen eine Islamisierung Großbritanniens kämpfende Liga erklärte, sie habe rund einhunderttausend Anhänger auf der Internetplattform Facebook, und täglich würden "zehntausende Kommentare" auf ihrem Profil veröffentlicht. Es gebe aber "keinen Hinweis" darauf, dass der mutmaßliche norwegische Attentäter je zu diesen Unterstützern gehört habe. Auch der rechtsextreme Front National (FN) in Frankreich und die belgische Partei Vlaams Belang verwahrten sich scharf dagegen, mit dem mutmaßlichen Attentäter in Verbindung gebracht zu werden. Die Französin Marine Le Pen (Foto: afp), die als Parteichefin 2012 zur Präsidentschaftswahl antritt, forderte eine "gnadenlose" Bestrafung für die Bluttat. Niemand solle das "schrecklich schmerzhafte Ereignis" zur Stimmungsmache nutzen, betonte sie - zumal der FN mit der Tat nicht das Geringste zu tun habe.

Le Pen reagierte auf den Vorwurf der Bewegung gegen Rassismus und für Völkerfreundschaft (MRAP), welche "die populistischen Parteien und die Rechtsextremen" in ganz Europa für die Anschläge in Norwegen verantwortlich machte. Parteien wie der Front National, die norwegische Fortschrittspartei, die dänische Volkspartei DF oder die ungarische Partei Jobbik trügen "eine schwere Verantwortung" für das "todbringende Klima", das mittlerweile in Europa herrsche, hatte die Bewegung am Samstag erklärt. Ein Vorwurf, den auch der rechtsextreme französische Europaabgeordnete Bruno Gollnisch entschieden zurückwies. Für Taten wie die Anschläge in Norwegen gebe es "keine gemeinschaftliche Verantwortung", meint der langjährige FN-Parteigenosse. Ein Mörder trage stets für sich selbst die Verantwortung - ganz gleich, ob er "christlich, Freimaurer, dies oder das ist".

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