Fifa-Chef Blatter kündigt Rücktritt an

Zürich · Paukenschlag im Weltfußball: Fifa-Präsident Sepp Blatter hat mitten in einem schweren Korruptionsskandal überraschend sein Amt zur Verfügung gestellt. Er war erst in der vergangenen Woche wiedergewählt worden.

Vier Tage nach seiner Wiederwahl und mitten in der tiefsten Krise hat Fifa-Präsident Joseph S. Blatter doch noch persönliche Konsequenzen gezogen und seinen Rückzug angekündigt. Der 79-Jährige stellte gestern sein Amt für Neuwahlen bei einem außerordentlichen Kongress des Fußball-Weltverbands zur Verfügung. "Ich will nur das Beste für die Fifa und den Fußball", sagte der sichtlich mitgenommene Schweizer bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Zürich .

"Es ist meine große Sorge um die Fifa und ihre Interessen, die mich sehr bewegen und mich zu diesem Schritt bewegt haben", sagte Blatter: "Was mir mehr als alles andere bedeutet, ist, dass wenn alles vorbei ist, der Fußball der Gewinner ist."

Die Neuwahlen werden voraussichtlich zwischen Dezember 2015 und März 2016 abgehalten, bis dahin bleibt Blatter im Amt. Domenico Scala, Vorsitzender der Audit- und Compliance-Kommission, wurde vom Schweizer noch mit der Leitung eines "signifikanten" Reformprogramms beauftragt.

Blatters Ankündigung trifft die Fifa bis ins Mark. Der Verband steht weltweit massiv in der Kritik - allen voran Blatter, der trotz allem am Freitag in seine fünfte Amtszeit bestätigt worden war, und das mit der absoluten Mehrheit der 209 Fifa-Mitgliedsverbände.

Vor einer Woche waren kurz vor dem Fifa-Kongress sieben hochrangige Fifa-Funktionäre wegen Korruptinsverdachts verhaftet worden, darunter zwei Vizepräsidenten des Weltverbands. Die US- sowie die Schweizer Behörden setzten die Fifa mit zwei Untersuchungen enorm unter Druck. In den USA werden 14 Personen in einer 161-seitige Anklageschrift schwer belastet.

Blatters Gegner kommen vor allem aus Europa. Die Führungsriege der Europäischen Fußball-Union (Uefa), darunter auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach , hatte den Fifa-Boss in den Tagen vor der Wahl wiederholt zum Rücktritt aufgefordert. "Eine Tragik, warum er sich selber und uns allen das nicht erspart hat", sagte Niersbach gestern in einer ersten Reaktion. "Es war eine schwierige Entscheidung, eine mutige Entscheidung und die richtige Entscheidung", sagte Uefa-Chef Michel Platini , der wieder in den Kandidatenkreis als Fifa-Chef rücken wird. >

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