Bildergalerie zur SZ-Serie Helden des Corona-Alltags
Michaela Maurer, 25, ist seit vier Jahren Polizeikommissarin bei der Polizeiinspektion Neunkirchen: „Seit Corona bin ich sehr viel häufiger als sonst draußen auf Streife. Ich kontrolliere vor allem Personengruppen im Sinne der Corona-Verordnung. Viel häufiger werde ich aber angesprochen, weil die Leute unsicher sind und wissen wollen, was sie jetzt dürfen und was nicht. Zum Beispiel fragte mich jemand, ob er Angeln darf – gilt das als Sport? Da Angeln der Nahrungsbeschaffung dient, waren wir der Meinung, dass das geht, solange Abstand gehalten wird. Sowas ist aber jedes Mal eine Einzelfallentscheidung. Ich habe prinzipiell absolutes Verständnis dafür, dass die Menschen gerne rausgehen. Im Gespräch versuche ich sie für die Regeln zu sensibilisieren. Alle sind einsichtig, wenn wir kommen. Bisher hatte ich noch gar keinen Huddel! Der Aufwand ist natürlich trotzdem größer geworden, auch weil sich so viel nach draußen verlagert hat. Ich arbeite jetzt häufiger abends und am Wochenende. Wir bekommen auch viele Anrufe von Leuten, die uns Verstöße ihrer Nachbarn melden. Das überprüfen wir dann.“
Ralf Daub, 55, aus Karlsbrunn fährt seit 30 Jahren Bus für die Saarbahn: „Ich bin in einer Whatsapp-Gruppe mit anderen Busfahrern. Dort hat eine Kollegin geschrieben, dass die Leute den Fahrern applaudiert hätten. Ein Held bin ich nicht, meine Arbeit ist sogar stressfreier geworden. Es sind viel weniger Leute unterwegs. Die Straßen sind so frei, dass ich aufpassen muss, bei meinem Plan nicht ins Plus zu kommen, also zu früh bei den Haltestellen zu sein. Von meinem Startpunkt aus fahre ich deshalb extra schon ein paar Minuten später los, aber ich rutsche trotzdem schnell ins Plus. Es spart viel Zeit, dass ich nicht mehr Abkassieren muss. Ich bin ziemlich unterbeschäftigt. Die Schicht zieht sich ewig, weil es so langweilig ist. Nach so langer Zeit als Busfahrer kennt man viele Fahrgäste. Das fehlt mir schon, diese Nähe zu den Leuten. Schon Wahnsinn. Wie es weitergeht weiß man ja nicht. Am 4. Mai wollte ich eigentlich nach Malle fliegen, aber das geht jetzt natürlich nicht. Im August möchte ich aber wieder hin. Ich will Freunde treffen, die ich dort über die Jahre kennengelernt habe. Wenn der Urlaub auch noch flachfällt, werd ich sauer.“
Philipp Meyer, 60, ist seit 42 Jahren Fachkrankenpfleger bei den SHG-Kliniken in Völklingen: „Ich arbeite normalerweise auf der internistischen Intensivstation, die jetzt zu unserer Covid-19-Intensivstation wurde. Ich habe keine Angst, mich zu infizieren, weil wir strenge Schutzmaßnahmen haben, aber ein gewisser Respekt ist natürlich da. Trotzdem war für mich klar, dass ich auf der Station bleibe. Nach so vielen Dienstjahren können die jüngeren Kollegen mit allen Fragen zu mir kommen. Die lässt man nicht einfach hängen. Die Grundpflege bei den Patienten ist gleich geblieben, aber das korrekte Anziehen der Schutzkleidung ist sehr zeitaufwändig. Durch die FFP3-Masken ist es schwierig zu atmen. Die Lockerungen, die jetzt beschlossen worden sind, finde ich zu früh. Ich habe zwei Söhne. Der jüngere muss ab 4. Mai wieder in die Schule. Ich sehe das wirklich sehr skeptisch. Wir können diese Krise bewältigen, aber es ist nun mal ein Grenzgang. Wir haben hier auch schon Covid-19-Patienten verloren. Die Hoffnung nehme ich aus der Stärke meines Berufs und aus meiner Berufserfahrung.“
Heike Mohr, 48, ist seit 31 Jahren Verkäuferin beim Aktiv-Markt Kessler in Wiesbach: „Am Anfang war alles schon ein bisschen schwieriger. Ich arbeite an der Obst- und Gemüsetheke – wir haben hier keine Selbstbedienung. Vorher war der Gang zur Theke offen, aber den haben wir jetzt abgesperrt. Dahinter fühle ich mich wie in so einer kleinen Burg. Das ist ein Bereich, wo keiner an mich rankommt. Das gibt mir schon Sicherheit. Trotzdem ist man als Verkäuferin sozusagen ständig Gefahr ausgesetzt mit dem ganzen Publikumsverkehr im Laden. Aber das ist halt so. Wenn viel Betrieb ist, müssen die Leute auch mal draußen warten, damit der Abstand gegeben ist. Das funktioniert aber ganz gut. Inzwischen sind alle sehr verständnisvoll. Da gibt es kein Gegrummel. Bei uns auf dem Land kennt sich ja jeder, da ist es auch kein Problem, die Leute mal auf die Regeln hinzuweisen. Als das mit den Hamsterkäufen anfing, war der Betrieb der reine Wahnsinn, aber inzwischen hat sich das wieder normalisiert. Manchen geht die ganze Situation inzwischen schon an die Substanz, aber da müssen wir jetzt einfach durch.“