Zu Gast in der Heimat des Bockbiers

Einbeck · Im Weserbergland erzählen die prächtigen Fachwerkhäuser Einbecks die Erfolgsgeschichte der einstigen Hansestadt. Wo vor langer Zeit das Bockbier erfunden wurde, wird bis heute die Tradition des Brauhandwerks gepflegt.

 Schiefer Turm von Einbeck: Der Turm der Marktkirche auf dem mittelalterlichen Marktplatz Einbecks macht mit 1,53 Metern Schieflage dem von Pisa Konkurrenz. Foto: Sabine Mattern

Schiefer Turm von Einbeck: Der Turm der Marktkirche auf dem mittelalterlichen Marktplatz Einbecks macht mit 1,53 Metern Schieflage dem von Pisa Konkurrenz. Foto: Sabine Mattern

Foto: Sabine Mattern

Wie ein roter Faden zieht sich die Braukunst durch die Geschichte von Einbeck , einer niedersächsischen Stadt zwischen Harz und Weser mit über 30 000 Einwohnern, die einmal eine blühende Hansestadt war.

Schauen wir zurück ins Jahr 1378. Genau am 28. April, so belegt es das Datum auf der ältesten noch vorhandenen Rechnung, wechselten zwei Tonnen Einbecker Bier den Besitzer und machten sich, verpackt auf Karren, auf den Weg ins über hundert Kilometer entfernte Celle. Beinahe ein Heimspiel, bedenkt man, dass der Einbecker Exportschlager, durch Rezeptur und hohen Alkoholgehalt lange haltbar, im Mittelalter auch nach Hamburg oder Lübeck und sogar bis ins weit entfernte Riga und Stockholm gebracht wurde.

Jahrhundertealte Brautradition

Besonders lohnend erwies sich in dieser Zeit, jenes Bier auf- und weiterzuverkaufen, das über den Eigenbedarf hinaus gebraut wurde. Die Herstellung lag nämlich in der Hand der rund 700 Vollbürger Einbecks. Dafür benötigten diese allerdings die Hilfe der städtischen Braumeister, die im Winter von Haus zu Haus zogen, die Braupfanne im Gepäck. Sie produzierten mit den Hausfrauen das untergärige Gebräu. Auffällige Tore, groß genug, um mit dem Fuhrwerk samt Braupfanne hindurch zu fahren, weisen noch heute die einstigen Häuser mit Braulizenz aus.

Inmitten von Fachwerkhäusern

Besonders schöne Beispiele dieser Architektur sieht man beispielsweise in der Tiedexer Straße, deren nördliche Seite eine nahezu geschlossene Zeile prächtiger Fachwerkbauten bildet - entstanden nach der Feuersbrunst von 1540 und verziert mit Inschriften, Figuren und kunstvollen Schnitzereien. Der Asphalt der stillen Straße, die im Mittelalter noch Hauptverkehrsader war, fließt vom Tiedexer Tor zum Marktplatz, wo sich Einbecks Ruf als Fachwerkstadt sichtbar festigt. Und wo vor dem Sandsteinbau der Marktkirche, deren Turm mit 1,53 Metern Schieflage seinem berühmten Pendant in Pisa Konkurrenz macht, mit Rathaus, Ratsapotheke und Brodhaus, dem einstigen Haus der Bäckergilde, gleich drei Fachwerk-Juwele des 16. Jahrhunderts hervorstechen.

Vom Markt sind es nur ein paar Schritte zum Einbecker Brauhaus. Neben dem Stadtmuseum, dem Ausstellungspark "PS.Speicher" und dem "Einbecker Blaudruck", einem traditionsreichen Geschäft für bedruckte Stoffe, ist es eines der beliebtesten Ziele für Touristen. Bei einem Rundgang vom Malzsilo bis zur Abfüllung können die Besucher einen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens werfen, das 14 verschiedene Biersorten braut, darunter fünf Bockbiere. Und natürlich erfahren sie, woher das Bockbier , das laut der Stadt in Einbeck erfunden wurde, seinen Namen hat. Bayerns Herzöge, die das starke Bier aus Einbeck liebten, warben von dort nämlich im 17. Jahrhundert Braumeister Elias Pichler für ihr Hofbräuhaus in München ab, und aus dem "Einpöckischen" Bier wurde im bayerischen Dialekt das "Bock"-Bier.

Nach einem Probierschluck in der Brauerei geht es weiter in die Knochenhauerstraße, wo 2010 die Einbecker Senfmühle eine weitere örtliche Tradition wiederbelebte. Geboren aus einer Weinlaune dreier Unternehmer und der Idee, einen Senf herzustellen, wie es keinen besseren gibt, entstand nach jeder Menge Vorarbeit in der früheren Wurstküche einer Metzgerei die Produktionsstätte für acht selbstentwickelte Rezepturen. Außerhalb der Produktionszeiten wird hier angemeldeten Gästen erklärt, wie aus der regional angebauten Bio-Senfsaat und anderen Zutaten durch Kaltvermahlung ein hochwertiges Würzmittel entsteht. Und wer beim anschließenden Verkosten von Honig-, Chili- und Bockbiersenf einen Favoriten ausmacht, kann diesen im hübschen Kontor der Senfmühle zum Mitnehmen erwerben.

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Auf einen Blick Bier und Senf - im Brodhaus am Markt finden Besucher Einbecks kulinarische Spezialitäten auf der Speisekarte. In dem Traditionswirtshaus können Gäste im Holzfass Platz nehmen und sich zum malzigen Winter-Bock mit Senfsuppe und Schweinebraten in Braunbiersauce stärken. sam einbeck.de einbecker.de einbeckersenf.de

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