Er meint damit nicht nur den Umstand, dass sein Nachfolger Michael Gindorf, Geschäftsführer der TarteGastro Gmbh, seinen Vertrag nicht verlängert und zum 31. Oktober aufhört. Nein, es geht auch um das, was er an Klagen hört von Stammkunden - über reduzierte Biergarten-Öffnungszeiten am Abend, ein auf Flammkuchen und Grillwürste zurückgefahrenes Speisenangebot. Bei Rein gab’s für Gäste, vor allem für Bustouristen, einen richtigen Mittagstisch im Café Umwalzer. Das ist längst Geschichte.
Auch die Saarbrücker Zeitung erreichten in den vergangenen Monaten Hinweise auf wenig erbauliche Zustände. Enttäuschung herrschte, denn Weltkulturerbe-Geschäftsführer Ralf Beil hatte beim Pächterwechsel hohe Erwartungen geschürt, einen kulinarischen Neuanfang versprochen: „Zur Strahlkraft des Ortes soll die Sinnenfreude der Küche treten.“
Auf eine detaillierte Nachfrage der Saarbrücker Zeitung heißt es jetzt aus dem Weltkulturerbe: „Die TarteGastro GmbH hat die Gastronomie in der Völklinger Hütte während Corona unter erschwerten Bedingungen übernommen und hatte daher in den Wintermonaten einen ausgesprochen schwierigen Start. Nach Ablauf des Ein-Jahres-Vertrages Ende Oktober 2022 will sie sich nun ganz auf das Flammkuchenhaus konzentrieren“. Gemeint ist das Saarbrücker „Flammkuchenhaus“ im Almet, das ebenfalls die TarteGastro GmbH trägt.
Zu all dem gab es von Geschäftsführer Gindorf trotz mehrerer Anfragen bis Donnerstagmittag kein Statement. Der gebürtige Saarländer Gindorf, der als Verkaufsleiter beim Heidelberger Getränkelogistik- und Beratungs-Unternehmen GGS arbeitet, war im vergangenen Jahr sozusagen als Retter in einer verfahrenen Situation aufgetaucht. Denn Rein, der früher aus seinem Vertrag wollte und mit Generaldirektor Beil darüber schlagzeilenträchtig stritt, hatte just mit dem gedroht, was bei Gindorf jetzt Realität ist, mit einer Fast-Food-Mini-Karte, die Besucher nicht entzücken dürfte.
Zudem ist dieses Profil das krasse Gegenteil dessen, was Gindorf bei seinem Start versprochen hatte: Restaurant-Küche, Abendöffnungszeiten, Weihnachtsmärkte, Konzerte und Weinfeste. Nichts davon kam in die Gänge; was ist da schief gelaufen? Hat sich Gindorf überschätzt oder wurde er vom Weltkulturerbe-Chef, der auf Programmhoheit achtet, ausgebremst? Unter Wirten und Gästen wird munter spekuliert, weil weder Gindorf noch das Weltkulturerbe für Aufklärung sorgen.
Der Vertrag der TarteGastro GmbH läuft bis 1. November 2022. Das Weltkulturerbe hat nach eigenem Bekunden die Suche nach einer Nachfolgelösung „schon gestartet“. Doch zweifellos herrscht nun ähnlicher Zeitdruck wie 2021, um einen Leerstand zu verhindern. Der frühere Hüttenwirt Rein sieht die Malaise im Vergleich zum Vorjahr sogar noch verschärft. Damals hätten sich viele Kollegen für seinen damals gut gehenden Betrieb gemeldet. Diesmal übernehme der Wirt einen schwächelnden Laden: „In der Hütte wird es jetzt jeder schwer haben.“