Apropos – Die tägliche SZ-Kolumne Die Dreadlocks der Verständnislosigkeit

Die Menschheit will den Weltraum erobern. Ihr nächstes Ziel ist der Mars. Doch SZ-Redakteur Thorsten Grim fragt sich, ob dessen Ureinwohner das denn auch möchten? Und wie man sie überhaupt nennen darf?

Den Mars kolonisieren zu wollen, ist ein Irrweg der Menschheit
Foto: Robby Lorenz

Der Kolonialismus ist kein Ruhmesblatt in der Menschheitsgeschichte. Dennoch setzen wir nach wie vor auf dieses völlig fehlgeleitete Konzept. Dieses Mal im Weltall. Mit dem Mars wollen wir anfangen. Aber hat jemand die Marsmännchen gefragt, ob sie das überhaupt wollen – eine Kolonie gewinnsüchtiger Menschen auf ihrem so friedlichen und stillen Planeten? Das kann ich mir kaum vorstellen. Doch uns ist das völlig wurscht – oder wie auch immer das auf dem roten Planeten heißen mag. Weiter und weiter treiben wir dieses galaktisch falsche Vorhaben voran. Als hätten wir aus der Geschichte mit den amerikanischen Ureinwohnern – die so völlig anders sind, als an Fastnacht von kostümierten Narren dargestellt – nichts gelernt. Überhaupt diese kulturelle Aneignung. Ich weiß gar nicht, wie vielen ich während der Fastnacht begegnet bin, die sich grün angemalt und Wackel-Antennen an den Kopf gesteckt hatten. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Wo bleibt der empörte woke Aufschrei, meine sehr verehrten Damen und Herren (und alle dazwischen)? Haben die Marsmännchen denn überhaupt keine Menschenrechte? Oder müsste es Marsmännchenrechte heißen? Und haben Sie sich mal gefragt, wieso unsere grünen Planetennachbarn eigentlich durch die Bank Marsmännchen genannt werden und nicht auch Marsfrauchen – und dazwischenliegende? Oder wenigstens Marsmännch*:innen? Da kann ich nur noch verzweifelt meine Dreadlocks schütteln.