Holocaust-Gedenken in Blieskastel Vier „Stolpersteine“ sind wieder gut sichtbar

Blieskastel · Dieter Geis reinigte in der Gerbergasse in Blieskastel zum Holocaust-Gedenktag diese besonderen Mahnmale. Sie erinnern an vier einheimische Opfer des nationalsozialistischen Terrors.

                                           Der Blieskasteler Dieter Geis poliert die Stolpersteine in der Gerbergasse. Die Wolfersheimer Künstlerin Gaby Klees steuert zum internationalen Holocaust-Gedenktag die vertonte Kinderhymne von Bertold Brecht bei.

Der Blieskasteler Dieter Geis poliert die Stolpersteine in der Gerbergasse. Die Wolfersheimer Künstlerin Gaby Klees steuert zum internationalen Holocaust-Gedenktag die vertonte Kinderhymne von Bertold Brecht bei.

Foto: Wolfgang Degott

Der 27. Januar ist von den Vereinten Nationen 2005 ausgerufene Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Tief gebeugt kniet an diesem Mittwoch in Blieskastel auf dem nassen Pflaster Dieter Geis. In der Gerbergasse, wo er auch wohnt, poliert er vier Messingoberflächen von zwischen den Steinen eingelassenen zehn mal zehn Zentimeter großen Quadraten. Sie beginnen nach kurzer Zeit zu glänzen. Es sind Buchstaben und Zahlen zu erkennen. Namen, Hinweise und Jahreszahlen. Blandina, Cäcilia (Fanny) und Edgar Joseph sowie Myrtil Neuberger. Dabei handelt es sich um Mitglieder jüdischer Familien. Blandina, 1890 in Blieskastel geboren, verstarb im Konzentrationslager Auschwitz, Edgar, geboren 1893 in Blieskastel, wurde 1942 nach Auschwitz ins Vernichtungslager deportiert, galt als verschollen und wurde Ende 1947 für Tod erklärt. Cäcilia „Fanny“, geboren 1860, wurde im April 1943 ab Frankfurt am Main ins Ghetto nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 5. April 1944 starb. Ihr letzter Wohnort in Blieskastel war in der Straße des 13. Januar 12, heute Zweibrücker Straße 15. Myrtil, Jahrgang 1882, gilt als verschollen, nachdem sie am 13. Februar 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden war. Ein weiterer Stein befindet sich vor dem Anwesen Kardinal-Wendel-Straße 58 und erinnert an Anna Oppenheimer. Sie war vermutlich infolge einer Kinderlähmung körperbehindert, wurde lange Jahre gepflegt und fiel wohl 1939 einem Euthanasiemord zum Opfer. Die Umstände ihres Todes sind nicht eindeutig zu klären. Zu aller Gedenken wurden wie in Niederwürzbach für Georg und Otto Bieg vor zwölf Jahren so genannte Stolpersteine verlegt. Sie gehören zur europaweiten Initiative des aus Köln stammenden Künstlers Gunter Demnig. Er hat mit Hilfe vieler örtlicher Initiativen in Deutschland und 25 weiteren Ländern nahezu 80 000 Steine verlegt.