Fürstlich tafeln - geht das auch heute noch? „Zu Tisch! Die Kunst des guten Geschmacks“ - Die Esskultur kommt ins Saarlandmuseum

Saarbrücken · Essen macht Spaß, schönes Tischgeschirr auch – beides zusammen war einst ein Staatsgeschäft. Das erfährt man bald in einer Ausstellung in der Alten Sammlung des Saarlandmuseums. Im Mittelpunkt: eine bisher kaum bekannte „Sammlung Sicks“.

   Ines Maria Kelly, neue wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, ist zuständig für das Projekt „Zu Tisch. Die Kunst des guten Geschmacks" in der Alten Sammlung am Schlossplatz Saarbrücken.

Ines Maria Kelly, neue wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, ist zuständig für das Projekt „Zu Tisch. Die Kunst des guten Geschmacks" in der Alten Sammlung am Schlossplatz Saarbrücken.

Foto: Oliver Dietze

Frische Augen sehen mehr – mehr Qualität, mehr Potenzial. Das wird deutlich, wenn man mit Ines Maria Kelly (33) durch die Alte Sammlung im Saarbrücker Kreisständehaus geht. Dort wird gerade die Ausstellung „Zu Tisch! Die Kunst des guten Geschmacks“ aufgebaut. Kelly verstärkt erst seit Januar das wissenschaftliche Team der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Die gebürtige Regensburgerin, verheiratet mit einem amerikanischen Soldaten, der in Baumholder stationiert ist, stieg in das Projekt „Zu Tisch!“ ein, das dem beim Publikum unpopulären Standort am Schlossplatz mehr Aufmerksamkeit und Sympathie bringen soll. Denn schließlich geht das Thema Esskultur, das „Saarvoir vivre“, die Saarländer besonders an. Um letztere mit den Traditionslinien vertraut zu machen, die von der höfischen Tafel bis zum heutigen Fastfood-Lokal reichen, hält die Kunsthandwerk-Expertin Kelly die intime Anmutung der Räume im neobarocken Gebäude (1910/11) für „ideal“. In historischem Reseda-Grün leuchten die Wände, die Holzbohlen knarzen, antike Spiegel geben den Retro-Ton vor. All das hat immer mal wieder Debatten über zu viel Altbackenheit des Standortes Kreisständehaus befeuert, wo im Untergeschoss auch das Museum für Vor- und Frühgeschichte untergebracht ist. Für Kelly macht aber genau diese historische Architektur den Reiz aus. Eine White-Cube-Präsentation in neutralem, weißem Ambiente für „Zu Tisch!“ – undenkbar. „Das hielte ich für komplett falsch“, sagt Kelly.