Kunstverein Dillingen bringt saarländische Nachkriegs-Kunst nach vorne Als für Saar-Künstler Paris ein „anderer Planet“ war

Dillingen · Der Kunstverein Dillingen hat ein neues Domizil bezogen. Und zeigt dort überraschende Werke aus der Nachkriegszeit des Saarlandes.

 “Sie kommen aus dem Dunkeln“ (1999) - ein Werk von Karl Michaely, das im Zentrum August Clüsserath (ZAC) in Dillingen gezeigt wird.

“Sie kommen aus dem Dunkeln“ (1999) - ein Werk von Karl Michaely, das im Zentrum August Clüsserath (ZAC) in Dillingen gezeigt wird.

Foto: Birk/Kunstverein Dillingen/Wolfgang Birk

Der Kunstverein Dillingen ist in den urbanen Raum umgezogen, mitten in die Dillinger Fußgängerzone, ist Untermieter im Zentrum August Clüsserath (ZAC). Der Kontrast zur früheren „idyllischen“ Adresse im Dillinger Schloss könnte kaum größer sein: 150 nüchterne, helle Büroetagen-Quadratmeter ohne Wände stehen zur Verfügung. Mancher Großstadt-Galerist wäre froh über so viel Großzügigkeit. Wolfgang Birk, der Vorsitzende des Kunstvereins, ist es auch. Er hat die Einstands-Ausstellung kuratiert, nahm den 100. Geburtstag des wichtigsten Dillinger Kunst-„Lokalmatadoren“ Karl Michaely (1922-2007) zum Anlass, ihn in einen kulturhistorischen Kontext zu stellen – in die Nachkriegszeit im Saarland. Damals brachen Kunststudierende der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in die Metropole der Weltkunst. nach Paris auf, als Stipendiaten staatlich finanziert, denn Frankreich hatte vor der Saar-Abstimmung 1955 ein Interesse daran, eine französische „Leitkultur“ zu etablieren. Für viele junge Künstler, die das NS-Kunstdiktat von den „entarteten“ Avantgarden der Moderne ferngehalten hatte, war Paris „eine Landung auf einem anderen Planeten“. So hat Michaely seine Erfahrung beschrieben, und die Dillinger Ausstellung belegt, dass er sich von Picassos neoklassizistischem Stil oder von den Farben der „Fauves“ sein Leben lang nicht mehr befreien wollte und konnte. Mit Überraschung stellt man kaum Unterschiede fest, zwischen den Harlekinen von 1967 und denen von 1999, zwischen dem „Orpheus“ von 1967 und der „Antiken Landschaft“ von 1994. Michaely hat sich zweifellos kaum fortentwickelt. Die Kompositionen folgen immer ähnlichen starren Mustern, die Figuren werden wie Statuen integriert. Und wenn dann noch griechische Architektur, Mond, Sterne und Tiger mit ins Bild rutschen, wird aus heutiger Sicht die Grenze zum Kitsch überschritten.