Wenn der Himmel voller Geigen hängt, Schmetterlinge Purzelbäume im Bauch schlagen und alles wie rosarot überzuckert scheint, haben Amors Pfeile ihre Ziele nicht verfehlt. Heute wie damals, genau genommen 1784. „Liebt mich meine Luise noch?“ Ferdinand von Walter fragt eigentlich mehr so pro forma, der Antwort gewiss. Denn natürlich tut sie das. Luise und Ferdinand sind sich Ein und Alles. Aber das wäre ein bisschen zu einfach. Kein Stoff für eine Tragödie. Deshalb verortete Friedrich Schiller sein Liebespaar auf zwei unterschiedlichen Planeten: Luise ist eine Bürgerliche, die vor 250 Jahren maximal die Hure des Adeligen, nie aber Lebensgefährtin auf Augenhöhe sein konnte. Und wären diese Standesunterschiede nicht schon Hammer genug, wird das schwerverliebte Paar Opfer einer fiesen Intrige. Mit einem getürkten Brief rettet Luise zwar die unschuldig eingekerkerten Eltern. Doch Ferdinand, gekränkt, enttäuscht, ernüchtert, wütend, erträgt die vermeintliche Schmach nicht und vergiftet seine große Liebe. „Seligkeit zerstören ist auch Seligkeit.“ Ganz klar ein Femizid – der sich Anno 2023 alle drei Tage in Deutschland wiederholt. Wieder und wieder und wieder.