Heute ist Heiligabend. Für Muslime. Oder Ostern, wenn man so will. Aber kaum einer nimmt davon Notiz. Für die meisten Mitmenschen in Deutschland besitzt der 2. Mai nur den zweifelhaften Charme eines 0815-Montags, ein Werk- und Schultag von der Stange. „In der Türkei wird vier Tage lang gefeiert“, erzählt Nihat Güler, Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Moscheegemeinde Neunkirchen. Er selbst kam im Alter von sechs Monaten nach Deutschland, ein Saarländer wie aus dem Buche. Der Scholle verbunden, war sein größter Ortswechsel von Wiebelskirchen nach Neunkirchen und wieder zurück. Als Schlosser hat er bis zum Ende des Bergbaus unter Tage geschafft, danach zum Krankenpfleger umgeschult. Inzwischen koordiniert er OPs am Diakonie Klinikum Neunkirchen, hat zwei erwachsene Kinder sowie einen 16-jährigen Nachzügler. Beim Gespräch am Freitagnachmittag wirkt Güler tiefenentspannt. Obwohl er seit 27 Tagen wenig schläft und seit dem Morgengrauen nichts mehr gegessen und getrunken hat.