Streit um Einbürgerung Syrer darf als Wahlhelfer arbeiten – aber wählen oder eingebürgert werden darf er nicht

Saarbrücken · Die Enttäuschung bei vielen Syrerinnen und Syrern im Saarland ist groß. Das Saar-Innenministerium teilte ihnen jetzt nach Monaten der Ungewissheit mit, dass ihre Einbürgerung abgelehnt ist. Der Fall eines Wahlhelfers aus Syrien macht besonders betroffen.

 Keine Unterstützung für Diktaturen wie von Assad in Syrien wollten die rund 200 Syrerinnen und Syrern geben, die vor dem Saar-Innenministerium wegen des Einbürgerungsstreits Ende November 2021 demonstrierten.

Keine Unterstützung für Diktaturen wie von Assad in Syrien wollten die rund 200 Syrerinnen und Syrern geben, die vor dem Saar-Innenministerium wegen des Einbürgerungsstreits Ende November 2021 demonstrierten.

Foto: Syrisches Demo-Komitee

Die Enttäuschung bei Atef Alamir Ahmad, 35, ist groß. Mehr als acht Monate nach seinem Antrag, im Saarland eingebürgert zu werden, bekam er Ende Januar die Absage aus dem Saar-Innenministerium. Begründung: Der Syrer, der als Sprachförderlehrer an der Günter-Wöhe-Schule für Wirtschaft in Saarbrücken  arbeitet und an der Saar-Uni einen Magister der Rechte erworben hat, habe keinen aktuellen syrischen Reisepass vorgelegt, um seine Identität nachzuweisen. „In Rheinland-Pfalz werden von den Behörden auch abgelaufene Pässe akzeptiert“, sagt Alamir Ahmad der SZ. Und legt seinen noch gültigen syrischen Personalausweis auf den Tisch. „Warum soll die Identität erlöschen, wenn der Reisepass abläuft?“, fragt Alamir Ahmad in Richtung des Saar-Innenministers Klaus Bouillon (CDU). Dieser hatte nach einer Demonstration von rund 200 Syrerinnen und Syrern vor seinem Ministerium Ende November 2021 seine Haltung gegenüber einer Einbürgerung von Syrerinnen und Syrern bekräftigt. Nämlich dass diese Geflüchteten, die mit knapp 28 000 Menschen die größte Gruppe von Einwanderern der vergangenen zehn Jahre im Saarland stellen, einen gültigen Reisepass, ausgestellt von der syrischen Botschaft in Berlin, vorlegen müssen, um eingebürgert werden zu können. Dagegen wehren sich viele der Syrerinnen und Syrer, die nicht bereit sind, in die „Höhle des Löwen“, die syrische Botschaft zu gehen. Denn dort sitzen ja die Vertreter des mörderischen Assad-Regimes, weswegen die meisten aus Syrien geflohen sind.