Tourismus Reisemesse ITB beginnt mit Optimismus

Berlin · Nach einem sehr guten Jahr 2018 bleiben die Buchungen in der Tourismusindustrie zögerlich. Die Firmen bleiben zuversichtlich.

 Letzte Vorbereitungen: Messebauer stellen die Stände auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin fertig.

Letzte Vorbereitungen: Messebauer stellen die Stände auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin fertig.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Mit vorsichtigen Hoffnungen auf ein erneut starkes Urlaubsjahr beginnt heute die weltweit größte Reisemesse, die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Schwerpunkte sind das Geschäft mit Touren und Ausflügen sowie Virtual Reality im Tourismus. Beiden Segmenten wurden erstmals eigene Bereiche gewidmet, wie die Messe Berlin gestern im Vorfeld der 53. ITB mitteilte. Etwa 10 000 Aussteller aus 181 Ländern und Regionen sind bis zum kommenden Sonntag in den Messehallen rund um den Berliner Funkturm vertreten. Erstmals zu Gast ist die Insel St. Helena.

Zum Auftakt der Messe sorgte das diesjährige Partnerland Malaysia für Verständnislosigkeit. Die Frage aus dem Podium, ob das Reisen in Malaysia für Juden und Homosexuelle sicher sei, wollte Tourismusminister Datuk Mohammaddin bin Ketapi nicht beantworten. Die ITB sei dafür nicht das richtige Forum. Auf eine weitere Nachfrage sagte er zum Thema Homosexualität: „Ich glaube, wir haben so etwas nicht in unserem Land.“

Bereits vor dem Messeauftakt hatte es Kritik am mehrheitlich muslimisch geprägten Partnerland aus Südostasien gegeben. Der Grünen-Politiker Volker Beck warf der dortigen Regierung eine Politik gegen Homosexuelle und Juden vor.

Von einem Traumstart der Tourismusbranche kann in diesem Jahr keine Rede sein – im Gegenteil. Der wichtige Buchungsmonat Januar endete mit einem Umsatzminus von neun Prozent im Vergleich zum starken Vorjahresmonat. „Irgendetwas hält viele Kunden davon ab, jetzt ihren Sommerurlaub zu buchen“, sagt René Herzog, Chef der DER Touristik Zentraleuropa. „Die Konjunktur und die Arbeitsmarktlage können nicht der Grund sein. Es ist vermutlich die Wirkung des Rekordsommers 2018.“

Den Verbrauchern sitzt dank einer historisch niedrigen Arbeitslosigkeit und gestiegener Einkommen eigentlich das Geld locker. Die Konsumlaune ist weiter hoch und Urlaubsreisen stehen traditionell weit oben in der Gunst der Bundesbürger. Die Branche erwartet angesichts abgeschwächter Konjunkturaussichten zwar ein anspruchsvolles Jahr, rechnet „aber dennoch mit einer leichten Steigerung im unteren einstelligen Prozentbereich“, sagt der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig.

Im vergangenen Jahr gaben die Bundesbürger den Angaben zufolge 95,6 Milliarden Euro für Urlaubs- und Privattrips aus, gut fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „2018 war für die Reisewirtschaft ein überaus erfolgreiches Jahr“, bilanziert Fiebig.

„Auch in diesem Jahr sind mehr Reisen und höhere Ausgaben geplant“, sagte Tourismusexperte Martin Lohmann jüngst voraus. Gut 42 Prozent der Befragten einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) haben sowohl Lust als auch das notwendige Geld, um in Urlaub zu fahren. „Dieser Wert ist nach wie vor sehr hoch“, erläutert Lohmann.

Der schwache Januar verhagelt der Branche allerdings die aktuelle Zwischenbilanz zu den Buchungen für diesen Sommer. Nach Daten der GfK-Konsumforscher verzeichnen klassische Reisebüros und der Online-Vertrieb seit November insgesamt einen Umsatzrückgang von zwei Prozent.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel hatte die Politik vor Messebeginn zu einer stärkeren Fokussierung auf den wichtigen Wirtschaftsfaktor Tourismus aufgefordert. „Andere Länder haben einen Tourismusminister. Wir bräuchten das auch“, sagte er vorab der Zeitung „Die Welt“.

Das Reiseland Türkei ist auf dem Weg zurück zu alter Stärke und feiert 2019 ein Comeback. Das Land wachse prozentual am stärksten und gewinne Marktanteile zurück, sagte Fiebig. Gut nachgefragt für den Sommer seien auch Ägypten, Tunesien, Bulgarien und Kroatien. Wachstumstreiber seien zudem Kreuzfahrten.

Die Tourismusmesse ist am Abend von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eröffnet worden.

(dpa)
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