Bestechungsskandal in den USA Durch die „Seitentür“ an die Elite-Uni

Washington · US-Prominente sollen Hochschulen bestochen haben, damit ihre Kinder dort studieren können. Der Skandal ist nur die Spitze des Eisbergs.

 Stanford soll eine der Hochschulen sein, an denen Promis ihren Kindern Vorteile verschafft haben.

Stanford soll eine der Hochschulen sein, an denen Promis ihren Kindern Vorteile verschafft haben.

Foto: AP/Ben Margot

William McGlashan sollte aus seinem Sohn einen vielversprechenden Footballspieler machen, um ihn der University of Southern California, einer Spitzenuniversität, zu empfehlen. So hatte es William Singer empfohlen, der Berater, der durch hohe Erfolgsquoten glänzte.

Das Problem war nur, dass McGlashan junior nicht Football spielte. Also beschloss Singer, ihn mithilfe einer Fotomontage zu einem Kicker zu machen. Der Mann, der das größte Trainingscamp für Football-Kicker leite, sei im Übrigen ein guter Freund, fügte Singer hinzu.

McGlashan, der mit der Rocklegende Bono den „Rise Fund“ gegründet hatte, ließ sich den Trick eine Viertelmillion Dollar kosten. Er ist einer von 50 wohlhabenden Amerikanern, gegen die das Justizministerium in Washington Klage erhoben hat. Darunter auch die Schauspielerinnen Felicity Huffman und Lori Loughlin. Insgesamt 25 Millionen Dollar soll Singer kassiert haben, um Teenager aus betuchten Verhältnissen an Universitäten mit klangvollen Namen unterzubringen, wie Yale, Stanford und die USC, die University of Southern California.

Mal bestach er Pädagogen, die Aufsicht führten, wenn Prüfungen abzulegen waren, damit sie im Nachhinein falsche Antworten korrigierten. Mal kungelte er mit Trainern, deren Wort ins Gewicht fiel, wenn es darum ging, vermeintliche hochbegabte Nachwuchskräfte an ein College zu holen. Für sportliche Ausnahmetalente legen Hochschulen die Latte oft niedriger, als es normalerweise der Fall wäre. Es ist die Nische, auf die Singer sich spezialisierte.

Einst war Singer Basketballcoach einer High School, er wurde entlassen, weil er sich immer wieder mit Schiedsrichtern angelegt hatte. In Newport Beach, im Vorortgürtel um Los Angeles, gründete er ein Consulting-Unternehmen, das Schüler sowohl auf das Examen vorbereitete als auch auf das Aufnahmeverfahren einer Uni. „The Key“: Schon der Name sollte Programm sein. Singer versprach den Schlüssel zu liefern, damit sich die Türen begehrter Eliteschmieden öffneten, auch für Bewerber, die es sonst nicht geschafft hätten.

Sein Talent bestehe im Aufschließen von Seitentüren. Zum einen gebe es den Vordereingang, erläuterte er sein Konzept. Durch den könne gehen, wer durch Leistungen überzeuge. Zum anderen den Hintereingang, gedacht für die Kinder von Leuten, die einem College sehr viel Geld spenden, etwa für ein modernes Labor. Was er benutze, sei die Seitentür, zehn Mal billiger als der Hintereingang.

McGlashan junior, der vermeintliche Football-Kicker, gilt nun als Symbol für all die privilegierten Kinder in einem Land, in dem sich Bildung und damit auch Karrierechancen erkaufen lassen. Lori Loughlin und ihr Mann, der Modedesigner Mossimo Giannulli, zahlten eine halbe Million Dollar, um ihre Töchter Olivia Jade und Isabella Rose als Kandidatinnen für den Ruderclub der USC auszugeben, obwohl keine der beiden je in einem Ruderboot saß.

 William Singer hat die „Seitentüren“ für Promi-Kinder geöffnet, räumt er ein.

William Singer hat die „Seitentüren“ für Promi-Kinder geöffnet, räumt er ein.

Foto: AP/Steven Senne

Es handelt sich um den größten Bestechungsskandal der Uni-Geschichte der Vereinigten Staaten. Nur sind es eben, so sehen es Experten wie Daniel Golden, lediglich die kriminellen Auswüchse einer Praxis, die es hinter der Fassade der Leistungsgesellschaft schon länger gibt. Das amerikanische Modell, nach Goldens Worten steht es für Chancengleichheit, für die Chance, die ein jeder haben müsse, um auf der Bildungsleiter nach oben zu klettern. Deshalb sei der Gedanke, die Reichen könnten ihren privilegierten Status fortschreiben, über Generationen hinweg eine Aristokratie bilden, ein solcher Affront gegen das Credo des Landes. Wie es hinter den Kulissen aussieht, hat Golden schon vor Jahren beschrieben, in einem Buch mit dem Titel „The Price of Admission“. Al Gore etwa, der Vizepräsident an der Seite Bill Clintons, brachte all seine vier Kinder in Harvard unter. Oder Jared Kushner, heute Donald Trumps Schwiegersohn. Zur Überraschung seiner Lehrer durfte auch er trotz mäßiger schulischer Leistungen in Harvard studieren. Sein Vater Charles, ein Immobilienunternehmer, hatte der Ivy-League-Universität zuvor eine Spende in Höhe von 2,5 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Der Gang durch die Hintertür, wie William Singer es nennen würde.

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