„Carmen“ und „A night’s game“ beim Tanzfestival Saar Weibliche Befreiungs-Tänze

Saarbrücken · „Carmen“ und „A night’s game“ beim Tanzfestival Saar: Bei beiden Aufführungen ging es um die Erfahrung des Eingesperrtwerdens.

 Körperbetont und aussagekräftig: „Carmen“ (links) und „A night’s game“ (rechts) beim Tanzfestival Saar.

Körperbetont und aussagekräftig: „Carmen“ (links) und „A night’s game“ (rechts) beim Tanzfestival Saar.

Foto: Lucian Hunziker/Theater Basel

Die Erwartungen für „Carmen“ waren selten hoch geschraubt. John Ingers Stück, 2015 uraufgeführt, wurde schließlich mit dem Tanz-„Oskar“, dem Prix Benois de la Danse, ausgezeichnet. Und hätte man sich am Samstagabend beim Tanzfestival Saar im Anschluss an das Gastspiel des Theaters Basel nicht auch noch „A Night’s game“ angeschaut, womöglich wäre einem das Ingersche Handlungsballett nicht ganz so zahm und dekorativ vorgekommen. Denn im Anschluss an „Carmen“ wartete bei den beiden farbigen Zwillingsschwestern Kristina und Sadé Alleyne in der Alten Feuerwache ein Kontrastprogramm, eine ganz auf Physis reduzierte, uneitle, ursprüngliche Körpersprache, die sich stark am Afro-Dance orientierte. Die sehr persönliche, intim anmutende Zwei-Personen-Performance „A night’s game“ packte das Publikum mit einer unmittelbaren, unverfälschten Gefühlsintensität, die die zuvor erlebten „westlichen“ Gefühls-Turbulenzen aus Erotik, Gewalt und Eifersucht ziemlich poliert aussehen ließen. Obwohl man Ingers Stück doch in vollen Zügen genossen hatte – diese frische, jeder Zigeuner-Folklore entkleidete  Version der Prosper-Merimée-Erzählung von 1847, die Carmens „Opfer“ Don José im Blick hat.