Weltflüchtlingstag „Man kann nicht einfach weggucken“

Saarbrücken · Corona hat das Thema Flüchtlinge verdrängt. Nicht für Jonas Müller. Der Saarländer, der auch als Seenotretter aktiv ist, wirbt für ein Umdenken – nicht nur zum Weltflüchtlingstag am heutigen Samstag (20. Juni).

 Jonas Müller aus St. Wendel (r.) kümmert sich um Flüchtlinge – hier eine Aufnahme vom Dezember aus dem griechischen Thessaloniki.

Jonas Müller aus St. Wendel (r.) kümmert sich um Flüchtlinge – hier eine Aufnahme vom Dezember aus dem griechischen Thessaloniki.

Foto: O-Young Kwon | oyphoto.com/O-Young Kwon

Die Bilder aus Lesbos empören ihn. „Das passiert in Europa!“, sagt Jonas Müller am Telefon, mit Sorge in der Stimme – und auch Wut. Videos, die jüngst auch die Vereinten Nationen alarmierten, zeigen offenbar, wie die griechische Küstenwache „Flüchtlinge mit Gewalt in türkische Gewässer zurückdrängt“. Jonas Müller sieht darin einen weiteren Beleg dafür, dass „schlimme Sachen“ im Umgang mit Geflüchteten vorgehen. „Und keinen interessiert’s“. Zumindest nicht die große Politik, befindet er. Ihn interessiert es. Der 34-jährige Flüchtlingshelfer aus St. Wendel, der auch im Ruhrgebiet lebt und lieber „du“ sagt, war zuletzt selbst auf Lesbos, kommt gerade aus Spanien zurück – und braucht, um erinnert zu werden, eigentlich keinen Weltflüchtlingstag, den die Uno an diesem Samstag zum 20. Mal begeht. Aber er hofft, „dass die Aufmerksamkeit danach nicht sofort wieder versiegt“. Denn er kennt die Probleme, die durch die Corona-Krise fast ganz aus dem Blick geraten sind, nicht nur vor Europas Küsten. „Die sind alle immer noch da.“ Wie auf Lesbos. Wie an vielen Orten der Welt. Wie vor einem Jahr auf Lampedusa.