Getragen vom „Heiligen Treiben“

Saarbrücken · Ostern ist für Pfarrer und ihre Mitarbeiter wie Marathonlaufen: körperlich und geistig fordernd, allerdings auch wunderschön, wenn es geschafft ist. Gute Vorbereitung und strukturiertes Arbeiten sind wichtig.

In der Ruhe liege die Kraft, sagt der Volksmund und bekommt Zustimmung von allen Seiten. Es gibt aber auch Menschen, die in besonders anstrengenden Situationen Höchstleistungen vollbringen. Etwa die Pfarrer. Ostern ist sozusagen ihr Marathonlauf des Jahres, eine fordernde Dauereile von Gottesdienst zu Gottesdienst. Benedikt Welter, Dechant in Saarbrücken, spricht schmunzelnd vom "Heiligen Treiben", das die Kirchen über Tage fülle - aber auch sehr motiviere. Und wie der Marathonläufer genieße der Pfarrer das Gefühl, es geschafft zu haben.

"Die Anstrengung ist nicht zehrend, sondern schöpfend, befreiend", pflichtet ihm Andreas Müller von der Pfarreiengemeinschaft Kleinblittersdorf bei. Die Vorarbeit sei bis Donnerstagmittag erledigt, "danach ist es ja eine einzige Feier, Ostern ist unser Highlight schlechthin".

"Es ist doch immer etwas Schönes, Ostergottesdienste zu feiern", sagt Diakon Roland Isberner von der Pfarreiengemeinschaft St. Jakob-Christkönig in Alt-Saarbrücken.

Die meisten Seelsorger haben ganz persönliche Methoden, berufliche Belastungen auszugleichen, von besinnlichen Literaturstunden über Meditation und Musizieren bis hin zu Fitnesstraining. Pfarrerin Silke Portheine-Hofmann aus St. Johann geht jeden Morgen mit dem Hund spazieren, eine Routine, bei der ihr gute Ideen kommen. Um den besonderen Oster-Anforderungen gerecht zu werden, vertraut die Pfarrerin der Methode, "eines nach dem anderen konzentriert anzugehen und danach sofort gedanklich abzuschließen". Ihr Kollege Josef Jirasek aus Brebach-Fechingen macht mit solch strukturiertem Arbeiten ebenfalls beste Erfahrungen: "Ich tue alles, was anfällt, ohne mir Gedanken zu machen, ob das Stress sein könnte", erklärt der frühere Berufsschulpfarrer, der seit kurzem die neue Stelle in der Gemeinde antrat und die vielen neuen Erlebnisse als "wunderschön" genießt: "Ich werde getragen", schwärmt er.

Superintendent Christian Weyer schätzt das Feiern der Gottesdienste ganz besonders, hat er doch als hauptamtlicher Leiter des evangelischen Kirchenkreises Saar-West noch viele andere Aufgaben. Weyer feiert die Auferstehung Christi am Ostersonntag um 6 Uhr und um 10 Uhr mit Gläubigen auf dem Eschberg. "Ich bereite mich auf jeden Gottesdienst besonders vor." Die Stunden am Schreibtisch gelten der Predigt, der Vorbereitung der Liturgie und der Auswahl der Lieder. Weyer tut das voller Freude auf die "wunderbare Atmosphäre" der Ostergottesdienste. "Ich genieße besonders den Gottesdienst um sechs Uhr." Dafür heißt es, um halb fünf aufzustehen und dann die Dunkelheit in der Kirche auf sich wirken zu lassen, in welche die Osterkerze getragen wird. "Sie spendet das erste Licht, das im Gottesdienst zu sehen ist. Mit der Osterkerze als Symbol der Auferstehung Christi wird es hell in der Kirche." Ostermomente wie dieser begeistern auch Weyer immer wieder für seine Arbeit als evangelischer Seelsorger. "Die mache ich jetzt seit 30 Jahren. Und ich habe es nie bereut."

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