"Stärkung der regionalen Bildkultur"

Saarbrücken. "Wenn ich die Galerie nicht eröffnet hätte, wäre ich weggezogen. Aber das wäre schade, denn ich fühle mich wohl in Saarbrücken." Besonders wohl fühlt sich André Mailänder im Nauwieser Viertel. Dort eröffnete der 44-Jährige pünktlich zum Nauwieser Fest seine eigene Galerie

 Aus dem Projektraum "Stadtbild Kammerspiel - Das Fotografische" heraus gesehen, wirken die Fassaden der gegenüberliegenden Häuser selbst wie ein Bild. Das Porträt der schwarzen Dogge entstand für das Magazin ViertelVor. Fotos: Mailänder

Aus dem Projektraum "Stadtbild Kammerspiel - Das Fotografische" heraus gesehen, wirken die Fassaden der gegenüberliegenden Häuser selbst wie ein Bild. Das Porträt der schwarzen Dogge entstand für das Magazin ViertelVor. Fotos: Mailänder

Saarbrücken. "Wenn ich die Galerie nicht eröffnet hätte, wäre ich weggezogen. Aber das wäre schade, denn ich fühle mich wohl in Saarbrücken." Besonders wohl fühlt sich André Mailänder im Nauwieser Viertel.

Dort eröffnete der 44-Jährige pünktlich zum Nauwieser Fest seine eigene Galerie. "Stadtbild Kammerspiel - Das Fotografische" ist der Name des Projektraums in der Nauwieserstraße.

Dort zeigt Mailänder Fotografien, die er 2003 bis 2008 für das Magazin "ViertelVor" gemacht hat. Anwohner und Freunde des Nauwieser Viertels kennen die Aufnahmen, die sich beim Schmökern in den von Ralf Leis herausgegebenen Magazinen regelmäßig als visuelle Höhepunkte erweisen.

Denn Mailänder schaut mit seiner Kamera genau hin. Mal warf er für "ViertelVor" detailverliebte Blicke in Wohnungen von Viertel-Bewohnern, ein anderes Mal porträtierte er Hunde und deren Besitzer oder wagte sich ins Bordell gegenüber der Musikschule. Und immer wirken seine Bilder unverfälscht, ehrlich, und erreichen gerade dadurch eine höhere, den idealisierenden Manipulationen der Gebrauchsfotografie entrückte Ebene.

"Wenn etwas trist ist, soll es auch trist aussehen", sagt Mailänder, dem daran liegt, "normale menschliche Zusammenhänge" zu erkennen und zu zeigen. Fotografie habe für ihn auch einen ganz konkreten gesellschaftlichen Bezug. So bedeute "ungebildet sein" im wörtlichen Sinne, "dass jemand nicht in der Lage ist, Bilder zu lesen". Der Name André Mailänder ist längst nicht mehr nur aufmerksamen Lesern in Saarbrücken ein Begriff.

Denn Mailänder, der an der Fachhochschule Dortmund Visuelle Kommunikation studierte und seit 1993 als freier Fotograf arbeitet, fotografiert inzwischen auch für bundesweite Medien wie "Neon", den "Stern", das Zeit-Magazin "Leben", "Chrismon" und das Fußballmagazin "11 Freunde". Auch für renommierte Werbeagenturen wie Maksimovic & Partners (Saarbrücken) und Scholz & Friends (Berlin) ist er tätig.

Wie also sollte man ihn nennen? Fotojournalist, Werbefotograf, Fotokünstler? "Nein, auf keinen Fall", wehrt André Mailänder ab. Zwar tanze er auf vielen Hochzeiten - allein schon, um seine Existenz zu sichern.

Doch eigentlich arbeite er als Autorenfotograf, der eigene Ideen entwickelt, sowie als "künstlerisch-konzeptioneller Fotograf", der Projekte umsetzt. So begleitete Mailänder mit zwei weiteren Fotografen für ein Jahr die Bauarbeiten auf dem Luxemburger Plateau Kirchberg. Die Ergebnisse waren im Juli unter dem Titel "État des lieux - une documentation photographique" in einer Ausstellung in Luxemburg zu sehen. Mailänder selbst zeigte in seinem neuen Projektraum derweil mit "Kirchberg - Salon des Refusés" eine Auswahl der Bilder, die in der offiziellen Ausstellung keinen Platz gefunden hatten, da sich - wie Mailänder erklärt - "das dokumentarische Konzept im Verlauf der Arbeit von einem persönlichen in einen bevorzugt repräsentativen Stil weiterentwickelt hat".

Das nächste Projekt, eine Foto-Dokumentation der sozialen Bedingungen in Billig-Ketten, ist bereits in Arbeit.

Auch die Ergebnisse dieses Projekts will Mailänder in seiner Galerie "Stadtbild Kammerspiel" zeigen.

Etwa alle vier Wochen werde eine neue Ausstellung zu sehen sein, kündigt der Fotograf an. Als Nächstes will er Aufnahmen zeigen, die er vor einigen Jahren für eine Projektarbeit mit dem Titel "Kulisse" in europäischen Städten machte.

Ziel der Galerie sei es keinesfalls, nur seine eigenen Bilder bekannt zu machen, stellt Mailänder klar. "In Saarbrücken fehlt die thematische Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie. Es geht mir um einen bewussten und konstruktiven Umgang mit dem Medium Fotografie und um den Versuch der Stärkung einer regionalen Bildkultur".

"Stadtbild Kammerspiel - Das Fotografische", Nauwieserstraße 50, Tel. (0681) 58 9 62 61. Geöffnet samstags von 11 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung.

 Aus dem Projektraum "Stadtbild Kammerspiel - Das Fotografische" heraus gesehen, wirken die Fassaden der gegenüberliegenden Häuser selbst wie ein Bild. Das Porträt der schwarzen Dogge entstand für das Magazin ViertelVor. Fotos: Mailänder

Aus dem Projektraum "Stadtbild Kammerspiel - Das Fotografische" heraus gesehen, wirken die Fassaden der gegenüberliegenden Häuser selbst wie ein Bild. Das Porträt der schwarzen Dogge entstand für das Magazin ViertelVor. Fotos: Mailänder

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