Biosphäre erhitzt die Gemüter

Kirkel · Teile des Kirkeler Waldes gelten als Kernzone der Biosphäre. Diese Kernzone stellt einen Bereich dar, in dem die Natur sich ohne Einwirkung des Menschen entwickeln soll. Deswegen sind Waldwege gesperrt worden. Dies sorgt für Unmut.

 Rund 300 Gegner der Wegesperrungen im Kirkeler Wald machten ihrem Ärger am Dienstagnachmittag Luft und nutzten die Möglichkeit, ihrer Ablehnung mit einer Unterschrift auf einer Protest-Liste Ausdruck zu geben. Fotos: Thorsten Wolf

Rund 300 Gegner der Wegesperrungen im Kirkeler Wald machten ihrem Ärger am Dienstagnachmittag Luft und nutzten die Möglichkeit, ihrer Ablehnung mit einer Unterschrift auf einer Protest-Liste Ausdruck zu geben. Fotos: Thorsten Wolf

 Dietmar Schäfer, Wortführer des Protestes gegen die Wegesperrung, fand am nun verwehrten Zugang zum Frauental deutliche Worte für diese Situation.

Dietmar Schäfer, Wortführer des Protestes gegen die Wegesperrung, fand am nun verwehrten Zugang zum Frauental deutliche Worte für diese Situation.

Wie viel Biosphäre braucht der Mensch? Und: Wie viel Mensch braucht die Biosphäre? Die Antworten auf diese beiden Fragen entzweien in Kirkel derzeit den Zweckverband der Biosphäre Bliesgau und die Bürger. Anlass für die Verärgerung in der Burggemeinde ist die Sperrung von bislang fünf Waldwegen im Kirkeler Wald, veranlasst eben vom Biosphären-Zweckverband.

Hintergrund für diese Nutzungseinschränkung ist der Umstand, dass Teile des Kirkeler Waldes als Kernzone der Biosphäre ausgewiesen sind. Diese Kernzone steht dabei für einen Bereich, in dem die Natur sich ohne Einwirkung des Menschen entwickeln soll. Und das bedeutet wiederum: Der Mensch, so sehen es die Statuten der Biosphären-Reservate vor, hat in dieser Zone grundsätzlich erstmal nichts mehr zu suchen. Und genau das geht den Kirkelern, aber auch vielen Menschen aus der Region, mehr als kräftig gegen den Strich. Anlässlich einer Protest-Wanderung am Dienstagnachmittag, initiiert von Dietmar Schäfer und der Tante Milli-Wirtin Christina Kessler, machten rund 300 Bürgerinnen und Bürger, so die Veranstalter, gegen die Sperrung Front. Auch mit einer Unterschriftenaktion will man die Verantwortlichen zu einem Umdenken bewegen. Dabei scheinen die Positionen des Biosphären-Zweckverbands und der Bürger derzeit kaum vereinbar, das verdeutlichten teils hitzige Diskussionen vor Ort an einer der neuen Wegesperrungen am Zugang zum Frauental. Dietmar Schäfer, Wortführer des Bürgerprotestes, machte klar, worum es nun gehen muss: "Die Wege müssen den Erholungssuchenden wieder zur Verfügung stehen, damit sie sich an der Schönheit unseres Kirkeler Waldes erfreuen können." Walter Kemkes, der Geschäftsführer des Biosphären-Zweckverbands, war da anderer Meinung. Er sehe keine Möglichkeit, die nun gesperrten Wege wieder zu öffnen, gebe es doch seitens der Unesco als "Aufsicht" der weltweiten Biosphären die Auflage, "dass die Natur in der Kernzone unberührt bleibt."

Damit scheint auch kein Weg frei zu sein für den Kompromissvorschlag von Kirkels Bürgermeister Frank John. Der hatte angeregt, die nun gesperrten Wege bis zur Breite von Pfaden zuwachsen zu lassen, um so die Belastung für die Natur in der Kernzone zu minimieren. Kemkes: "Die mit der Verkehrssicherungspflicht an Wegen verbundenen Eingriffe in die Natur hängen nicht von der Wegbreite ab." In den Diskussionen wurde auch deutlich, dass viele Kirkeler die Kernzone in ihrem Wald generell für wenig sinnvoll erachten. Protestwanderer Ralph Litz: "Dass man die Kernzone hier eingerichtet hat, ist ja schon das Kernproblem. Denn eine solche Zone, die bis an eine bewohnte Lage heranreicht, gibt es nirgendwo sonst. Das macht schon mal keinen Sinn." Litz vermutete andere Gründe, die dazu geführt hätten, diesen Teil des Kirkeler Waldes als Kernzone auszuweisen: So, weil dieser Wald für den Eigentümer Staatsforst keinen wirtschaftlichen Wert mehr gehabt habe. "Alle anderen Begründungen sind fadenscheinig", so Litz. Auch Patric Meyer, ein weiterer Gegner der Sperrungen, fasste seine Kritik am Biosphären-Zweckverbandes in klare Worte: "Einen solchen Weg wie hier am Frauental zu sperren, bringt der Natur gar nichts. Dieser Weg ist breit und geschottert. Der wächst nie wieder zu."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort