Viele denken und machen mit

Bohnental · Es nennt sich interkommunales Bohnentalprojekt. Hinter dem Fachbegriff verbirgt sich eine ganze Reihe von Initiativen der fünf Bohnentaldörfer. Die haben ein gemeinsames Ziel: Den Zusammenhalt der Menschen zu fördern und das Tal gemeinsam weiterzuentwickeln. Über dieses Projekt informierte sich jetzt eine Delegation von Mitarbeitern aus verschiedenen hessischen Behörden.

 Abstecher zur Freizeitanlage in Scheuern: Eine Delegation aus Hessen informierte sich über die Dorfentwicklung im Bohnental. Foto: B&K

Abstecher zur Freizeitanlage in Scheuern: Eine Delegation aus Hessen informierte sich über die Dorfentwicklung im Bohnental. Foto: B&K

Foto: B&K

Kinder bauen aus Sand eine kleine Staumauer auf dem Wasserspielplatz in Scheuern. Senioren kommen in der ehemaligen Schule zum Plausch zusammen. In der Großküche im Dorfgemeinschaftshaus in Dorf kochen Freiwillige Erbsensuppe für einen Suppentag. Ehrenamtliche schleppen in Neipel Verbundsteine, pflastern den Dorfplatz. Im Vereinshaus in Lindscheid und in der Mehrzweckhalle in Überroth-Niederhofen trainieren Sportler. Die Gebäude sind nicht nur Trainingsstätten, sondern Zentren des Dorflebens. Hunderte von Stunden haben Freiwillige in ihre Sanierung investiert. Bilder aus dem Bohnental. Bilder, die die Entwicklung der vergangenen Jahre nachzeichnen.

Für das ganze Tal

Viel hat sich in den fünf Dörfern getan. Vor allem, weil viele Bürger mitgearbeitet haben und weiter mitmachen. "Bei der Dorfentwicklung sind die Menschen das Maß der Dinge", betont deshalb Otmar Weber von der Agentur ländlicher Raum am Mittwochmorgen im Vereinshaus Lindscheid. Dort informieren sich 25 Mitarbeiter von Kreis- und Gemeindeverwaltungen aus Hessen über das interkommunale Bohnentalprojekt. Das Thema ihrer zweitägigen Exkursion ist die Dorf- und Regionalentwicklung in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Das Bohnental ist eine Station ihrer Reise.

Das Bohnental, das sind fünf Dörfer mit 2800 Einwohnern. Vier gehören zur Gemeinde Tholey und dem Landkreis St. Wendel, eines zur Gemeinde Schmelz und zum Landkreis Saarlouis. Seit mehr als zehn Jahren entwickeln diese Dörfer ihrer Gegenwart und Zukunft gemeinsam. Zunächst ging es da auch um die baulichen Aspekte, erklärt Otmar Weber den Gästen. "Allerdings für das ganze Tal und nicht für jedes Dorf." Der Schmelzer Bürgermeister Armin Emanuel ergänzt: "Vieles muss man überall haben, aber nicht alles." Wichtig dabei war auch, dass die Bürger bei den Bauprojekten mitmachen und selbst Hand anlegen. "Aktive Bürger haben aktive Dörfer", ist sich Otmar Weber sicher. Die gesellschaftliche Weiterentwicklung gehe nur mit den Bürgern. Dann gelinge der Übergang von einer rein baulichen Entwicklung zur gesellschaftlichen Entwicklung.

Als ein Beispiel gilt das Projekt Muske(l)tiere. Die Lindscheider Ortsvorsteherin Elisabeth Biwer stellt es vor. Ehrenamtliche bieten Bohnentaler Bürgern unentgeltlich ihre Hilfe an. Ein Telefonanruf bei einem der Ortsvorsteher genügt. Am Stärksten nachgefragt werden zurzeit der Fahrdienst, um zum Beispiel Medikamente abzuholen, oder kleinere Reparaturen am Haus.

Einen kleinen Überblick über das, was die Bürger im Bohnental geleistet haben, verschaffen sich die Gäste aus Hessen bei einer Rundfahrt. Der Dorfer Ortsvorsteher Manfred Buchheit stellt ihnen Dorfgemeinschaftshaus und Backofen in Dorf vor, der Neipeler Ortsvorsteher Aloysius Berwanger zeigt den neuen Platz am Haus am Mühlenpfad und die Wanderoase in Scheuern. Helmut Busch informiert über die Freizeitanlage in Scheuern, Renate Scholl über die Mehrgenerationenarbeit der Dienstleistungsagentur.

"Das Bohnental ist gut zusammengewachsen", sagt der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt. Mit den Projekten identifiziere man sich, weil viele mitgearbeitet hätten. Es brauche dazu eine Kerntruppe, ergänzt Armin Emanuel: "Bei uns sind dies die Ortsvorsteher."

Organisiert hat die Exkursion Wilhelm Süßmann vom Bildungsseminar Rauischholzhausen, das zum Landesbetrieb Landwirtschaft in Hessen gehört. Dieser Landesbetrieb kümmert sich in dem Bundesland um die Dorfentwicklung. Weg von der Förderung einzelner Dörfer hin zur Zusammenarbeit der Dörfer, diesen Weg will man in Hessen gehen, so Süßmann: "Das Denken über das eigene Dorf hinaus muss entwickelt werden", sagt er im SZ-Gespräch. Besonders interessant findet er beim Abstecher ins Bohnental das Projekt der Muske(l)tiere.

Die Bürger einbinden

Unter den Teilnehmer ist auch der Bürgermeister der Stadt Hadamar im Westerwald, Michael Ruoff. In seiner Stadt leben in sechs Ortsteilen 12 800 Menschen. "Wir brauchen in jedem Ortsteil eine Gemeinschaftseinrichtung", unterstreicht er. Diese zu unterhalten geht nach seiner Ansicht wegen der Haushaltslage seiner Stadt nur mit dem Einsatz der Menschen. Ruoff: "Wir müssen neue Lösungen finden, die Bürger einzubinden."

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