„Je peux voir votre Führerschein?“

Saarbrücken/Spicheren · An Weiberfastnacht haben die saarländische Polizei und die lothringische Gendarmerie gemeinsam Nachtschicht. Durch Schlupflöcher der nationalen Zuständigkeiten schafft es an dem Abend kein Autofahrer.

 Für viele Fastnachtler führte der Heimweg über die deutsch-französische Kontrollstelle in der Eisenbahnstraße. Foto: Rich Serra

Für viele Fastnachtler führte der Heimweg über die deutsch-französische Kontrollstelle in der Eisenbahnstraße. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Kurz nach halb zwei als die ersten Weiberfaasenacht-Besucher nach stundenlangem Tanzen schmerzende Füße bekommen und nach Hause fahren, parkt Hauptkommissar Mathias Biehl seinen Streifenwagen in der Eisenbahnstraße. Hier an der Ecke Saarufer Straße halten er und seine Kollegen von der Inspektion Alt-Saarbrücken die Autofahrer an, die von der Congresshalle kommen. Alleine sind sie dabei nicht. Den Einsatz führt Biehl zusammen mit Aymeric Lenoble, Commandant der Gendarmerie in Forbach, durch. Lenoble ist erst seit ein paar Monaten in Forbach, arbeitete davor im Calais. Biehl hingegen erlebt bereits den zehnte Einsatz dieser Art. "Die Zusammenarbeit hat sich bewährt. Viele Franzosen besuchen Fastnachtsveranstaltungen im Saarland. Sie sollen wissen und sehen, dass Sicherheitskräfte hier Hand in Hand arbeiten", sagt er. In den vergangenen Jahren konnte die Zahl der betrunkenen Autofahrer durch die Großeinsätze deutlich reduziert werden. Auch heute Abend heißt das Ziel: Null.

Bis auf die Taxis wird fast jeder Wagen angehalten. Motor aus, Führerschein und Fahrzeugschein werden geprüft. Immer wieder steigt ein Pirat oder ein Schneewittchen aus, um im Einsatzwagen am Testgerät zu pusten. Währenddessen wirft ein Beamter einen Blick auf die Tüv-Plakette. Weiter fahren dürfen bisher alle.

Während der Einsatz in der Eisenbahnstraße routiniert weiterläuft, fahren Biehl und Lenoble zur weiteren Kontrollstelle nach Spicheren. Durch den Kreisverkehr in der Rue Nationale verläuft die Landesgrenze. "Unser deutsch-französisches Team ist die perfekte Besetzung für eine Kontrolle an diesem Ort", erklärt Lenoble. So kann auf beiden Seiten eingegriffen werden: vor dem Kreisel - in Deutschland - und danach - in Frankreich. Mathias Biehl richtet seine Taschenlampe auf die bunt angemalten Augen einer Karnevalistin, die auf dem Heimweg nach Forbach unterwegs ist. "Je nachdem wie die Pupillen auf das Licht reagieren, kann das ein Hinweis auf Drogenkonsum sein", erklärt Biehl. Bei der jungen Französin scheint es nicht der Fall. Anderenfalls wären Lenoble und seine Kollegen ins Spiel gekommen. Auf französischem Gebiet dürfen nur die französischen Beamten den Drogentest durchführen.

Kurz vor fünf ist dann immer mehr los am Kreisel in Spicheren. Nicht nur das Partyvolk will jetzt ins Bett, sondern auch Menschen, die heute Nachtschicht hatten. Das Fenster runtergekurbelt, warten sie geduldig darauf, kontrolliert zu werden. "Je peux voir votre Führerschein ?," fragt ein Gendarme einem deutschen Autofahrer . Wenn es sprachlich hakt, springt Mathias Biehl ein. Der Saarländer spricht fließend französisch. "Ohne seine Sprachkenntnisse und das besondere Vertrauensverhältnis zwischen unseren Dienststellen würde der Einsatz bestimmt nicht so reibungslos laufen", lobt Lenoble. Auch er will jetzt sein Deutsch aus der Schulzeit wieder auffrischen. Ob es bis Fastnacht nächstes Jahr klappt?

Zum Thema:

Rund 150 Autofahrer sind bei der grenzüberschreitenden Polizeikontrolle an Weiberfastnacht angehalten worden. Von den 50 durchgeführten Alkoholtests war einer positiv. So durfte der französische Fahrer ab Spicheren nicht mehr weiterfahren. Außerdem wurde ein Mann mit einem gestohlenen Auto festgenommen. hem

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