Onkel gesteht sexuellen Missbrauch seiner sieben Monate alten Nichte

Saarbrücken · Ein Saarländer hat vor dem Landgericht zugegeben, dass er seine kleine Nichte sexuell missbraucht und dabei gefilmt hat. Die Mutter des Kindes leidet bis heute unter den Folgen der Taten. Dem kleinen Mädchen geht es aber wohl gut.

Am zweiten Tag im Missbrauchsprozess gegen einen 34-jährigen Deutschen hat der Angeklagte betont, dass er kein sexuelles Interesse an Kindern habe. Er habe zwar seine kleine Nichte ab dem Alter von sieben Monaten mehrfach unsittlich berührt und sich von ihr berühren lassen. Aber dabei sei er nicht sexuell erregt gewesen. Die Taten hätten sich vielmehr so ergeben, wenn er das Kind ins Bett brachte oder die Windeln wechselte. Dann habe er auch Bilder oder Videos mit dem Handy gemacht. "Das habe ich ja immer dabei." Und die Dateien habe er via Internet an homosexuelle und pädophile Männer geschickt. Diese Männer hätten ihn interessiert - nicht das kleine Mädchen .

Die Taten ereigneten sich allesamt im direkten familiären Bereich. Also dort, wo die Menschen sich in Sicherheit glauben. Dieses Grundvertrauen ist nach den Worten der Mutter des Kindes erschüttert. Bild und Stimme der Frau wurden per Video in den Gerichtssaal übertragen. Eine direkte Konfrontation mit dem Angeklagten und den Taten ist ihr aus gesundheitlichen Gründen nicht zumutbar.

Die Mutter erzählte, wie sie nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit dem Kind beim Arzt gewesen sei. Der Mediziner habe zum Glück keine Verletzungen oder sexuell bedingten Infektionen festgestellt. Dann waren die Mutter und der Vater - ohne das Kind - beim Kinderpsychologen. Der kam zu dem Ergebnis, dass eine Behandlung der Kleinen nicht sinnvoll sei. Sie würde sich an die sexuellen Übergriffe wohl nicht erinnern oder sie vergessen. Aber man wisse das nicht so genau. Die Eltern sollten sie deshalb im Auge behalten. Und das tun die Eltern auch. Jeden Tag fragen sie sich, ob ein bestimmtes Verhalten des Mädchens in diesem Alter normal ist oder Folge des Missbrauchs. Mit Argusaugen wachen sie über das Kind, wohlwissend, dass dies nicht wirklich sinnvoll sein kann. Darüber redet die Mutter mit ihrem Therapeuten.

Und auch über die ständigen Selbstzweifel: Haben wir etwas falsch gemacht? Hätten wir etwas merken müssen? Dann ist da noch die ständige Angst um das Kind. Oder mit den leisen Worten der Frau, die leicht verzerrt aus dem Lautsprecher des Monitors im Sitzungssaal kamen: "Es ist sehr, sehr schwer, sie in den Kindergarten zu bringen. Sie fremden Menschen zu überlassen." Der Prozess wird fortgesetzt.

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