Meistergrad für die Lebenseinstellung

Saarbrücken · Seit mehr als 50 Jahren steht Ingo Lay buchstäblich auf der Matte. Erst als Schüler, später als Lehrer – und nicht zuletzt als Meister. Für seine Verdienste um den saarländischen Ju-Jutsu-Sport wurde dem 61-Jährigen unlängst eine besondere Ehre zuteil.

 Ingo Lay (rechts) ist nun Träger des 7. Dans. Der Saarbrücker bringt seit Jahrzehnten seinen Schülern Ju-Jutsu bei. Foto: Pasquale D'Angiolillo

Ingo Lay (rechts) ist nun Träger des 7. Dans. Der Saarbrücker bringt seit Jahrzehnten seinen Schülern Ju-Jutsu bei. Foto: Pasquale D'Angiolillo

Foto: Pasquale D'Angiolillo

Ju-Jutsu sei für ihn nicht bloß ein Sport, den er seit Jahren ausübt, sagt Ingo Lay. Die erst 1969 geborene Kampfkunst bedeutet ihm sehr viel mehr: "Es ist für mich eine Lebenseinstellung", betont der 61-Jährige. Seit er die "sanfte Kunst", wie die Übersetzung des Begriffs Ju-Jutsu lautet, 1976 für sich entdeckt hat, hat er viel Zeit darin investiert. Doch mindestens genauso viel hat ihm die unter anderem aus Jiu-Jitsu-, Judo-, Karate- und Aikido-Techniken entwickelte Selbstverteidigungskunst zurückgegeben: Nicht zuletzt unzählige Begegnungen mit Menschen, aus denen sich dazu eine ganze Reihe von Freundschaften entwickelten.

Nur etwa 40 Personen mit 7. Dan

Viele derer, die Lay in seinen 40 Jahren Ju-Jutsu getroffen hat, ließen es sich vor Kurzem nicht nehmen, dem feierlichen Anlass ihm zu Ehren beizuwohnen: Als erstem Ju-Jutsuka im Saarland bekam Lay vom Bundesverband (DJJV) für besondere Verdienste den 7. Dan verliehen - ein Meistergrad, den in Deutschland nur etwa 40 Personen tragen.

Es ist 19.14 Uhr, als im Trainingsraum des Landespolizeipräsidiums Saarbrücken großer Beifall aufbrandet. Gerhard Metzler, der Präsident des Saarländischen Ju-Jutsu-Verbands (SJJV), vollzieht die Ehrung, legt seinem Vizepräsidenten den schwarz-roten Gürtel um, der den Meistergrad kennzeichnet. Schüler , Freunde, Familie - sie alle applaudieren und starten im kleinen, dicht bevölkerten Trainingsraum eine La-Ola-Welle, während Karin Nonnweiler ihrem Gatten ein Küsschen aufdrückt.

"Ihr habt mich richtig überrascht", ruft der Protagonist in die Runde. Lay war bis zuletzt davon ausgegangen, heute eine ganz normale Übungseinheit zu leiten, so wie er zwei Mal wöchentlich tut. Doch an diesem Tag ist alles anders - und es ist ein besonderer Moment. "Ich bin extrem stolz darauf", sagt Lay sichtlich berührt. "Eigentlich muss man ja sagen, dass das Ju-Jutsu sich um mich verdient gemacht hat, nicht ich um das Ju-Jutsu. Die Sportart gibt einem unheimlich viel - und noch viel mehr: Man lernt so viele Leute kennen. Viele sind heute hier, einige habe ich lange nicht mehr gesehen", erläutert er mit glänzenden Augen. Das Training darf unter diesen Umständen ausnahmsweise mal ausfallen. Stattdessen wird bis zum späten Abend gemeinsam gefeiert. "Wir sind alle stolz auf ihn. Das ist auch für unseren Verband eine große Ehre", betont Metzler. Dieser Meinung kann sich Christof Baltes, der Vorsitzende des Polizeisportvereins (PSV) Saar, nur anschließen. Lay ist zwar "von Haus aus Linguist", war von 1983 freiberuflicher Kommunikationstrainer und ist seit 1988 als Trainer und Berater der Gesellschaft für Rhetorische Kommunikation (GRK) tätig. Doch Lay verrät: "Mein Vater war Polizist, daher war der Weg in den PSV quasi vorprogrammiert." Dort ist er ebenfalls Vizepräsident. Und dort begann er als Zehnjähriger mit Judo .

Lehrmeister Gerhard Becker

Gerade sein erster Trainer Gerhard Becker hat großen Einfluss auf seine Entwicklung genommen. "Bei ihm bin ich groß geworden. Er hat mich überhaupt dazu gebracht, Ju-Jutsu-Trainer zu werden", sagt Lay. Das ist er seit 1981 ununterbrochen. Von 2005 bis 2015 bekleidete er zudem das Amt des Landesprüfungsbeauftragten beim SJJV, war für die Landesgürtelprüfungen, die Planung der Vorbereitungslehrgänge sowie Schulung und Weiterbildung der saarländischen Vereinsprüfer verantwortlich. Dabei stand eines immer im Vordergrund. "Die Idee, nicht mit Gewalt durch die Welt zu gehen", wie er sagt. Das predigt Lay seinen zahlreichen Schülern seit nunmehr 35 Jahren - und daran wird der frischgebackene Träger des 7. Dans auch in Zukunft festhalten. bene

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