Polizei schlägt im Rockermilieu zu

Saarbrücken/Homburg · Nach dem Anschlag auf eine Saarbrücker Shisha-Bar konzentrieren sich die Ermittler auf einen 39-jährigen Deutsch-Türken aus Dudweiler und einen 27-jährigen Homburger aus dem türkischen Rockermilieu.

 Schwer bewaffnete Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) sichern in Dudweiler die Wohnung eines Tatverdächtigen.

Schwer bewaffnete Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) sichern in Dudweiler die Wohnung eines Tatverdächtigen.

Foto: Becker & Bredel

. Einen bleibenden Eindruck im Milieu der gewaltbereiten Rockergruppierungen "Osmanen Germania" und "Bahoz" dürften die Großaktionen der saarländischen Polizei in den letzten Tagen hinterlassen haben. Die den Kurden zugeordneten "Bahoz" standen - wie berichtet - am Dienstagabend im Mittelpunkt von Observationen und Razzien in Saarbrücken. Um ihre Rivalen aus dem Lager der meist türkisch-stämmigen "Osmanen " kümmerten sich die Fahnder am späten Mittwochabend. Mit Erfolg!

In einer ersten Bilanz melden die Polizeisprecher Stephan Laßotta und Georg Himbert : Bei den Durchsuchungen eines Tätowierladens und von neun Wohnungen wurden mehr als 40 Personen überprüft. Ihre Personalien wurden erfasst, Fotos gefertigt und Fingerabdrücke gespeichert. Ein 33-Jähriger aus Saarbrücken, bei dem mehr als 400 Gramm Drogen entdeckt wurden, soll dem Haftrichter vorgeführt werden. Bei der Großrazzia im Saarpfalzkreis, im Regionalverband sowie in Neunkirchen und Völklingen wurden Waffen (eine Langwaffe und Baseballschläger), Computer, Mobiltelefone, Bargeld und insgesamt mehr als ein Kilo Drogen sichergestellt.

Für die Beamten der Sonderermittlungsgruppe "Dudo", die nach dem brutalen Überfall auf einen 26-jährigen "Osmanen "-Anhänger aus Quierschied vor der Dudo-Galerie in Dudweiler eingerichtet wurde, beginnt jetzt die Feinarbeit. Wer hatte wann mit wem Kontakt? Per Internet oder Telefon? Denn die "Osmanen "-Mitglieder stehen im Verdacht, in der Nacht zum Mittwoch einen Handgranaten-Anschlag auf eine Shisha-Bar in der Saarbrücker Stengelstraße verübt zu haben. Nach SZ-Informationen richtet sich der Tatverdacht gegen den 39-jährigen Deutsch-Türken Y. aus Dudweiler und den 27 Jahre alten W., der eine Adresse in Homburg hat.

Über den polizeibekannten und vorbestraften E. wird in der Szene erzählt, er gelte als Vizepräsident der "Osmanen " im Saarland. Er scheint momentan abgetaucht zu sein, während der Polizei der Aufenthaltsort seines Kollegen aus Homburg bekannt ist. Die Ermittler haben angeblich dringenden Gesprächsbedarf mit Y. nicht nur wegen des Handgranatenanschlags. Bei der Razzia in der Wohnung von E. im Zentrum von Dudweiler führte ein Hinweis zu einer Garage. Ein Drogenspürhund schlug dort sofort an. Seine Fundsache: 2,6 Kilo Marihuana und 1,5 Kilo Amphetamine. Mengen, die in der Regel einige Jahre Haft bedeuten. Gestern suchte die Polizei noch in der Sulzbachtalstraße in Dudweiler nach Spuren, weil zwei Männer, die von der Garage geflüchtet waren, dort den Inhalt einer Plastiktüte weggeworfen haben sollen.

Bereits wegen Drogenhandels hinter Gittern sitzt ein 29-jähriger "Osmanen "-Anhänger aus Neunkirchen. Er soll gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben und wurde deshalb am Mittwoch nach einem Gerichtstermin verhaftet.

Landespolizeipräsident Norbert Rupp zeigte sich gestern im SZ-Gespräch mit Ablauf und Resultat der Großrazzia zufrieden. 170 Beamte waren im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte aus Rheinland-Pfalz und Hessen. Per Hubschrauber wurden Ermittler , die das türkische und kurdische Rockermilieu kennen, aus Frankfurt eingeflogen. Der Polizeichef sagte: "Es ist uns gelungen, innerhalb von 24 Stunden zwei nachhaltige Einsätze gegen die Rockerszene zu führen und Flagge zu zeigen. Wir werden solche kriminellen Strukturen auf keinen Fall dulden. Der sich schnell und konspirativ entwickelnden Rockerszene konnten wir einen massiven Schlag versetzen." Rupp lobte die Einsatzbereitschaft und die hohe Motivation seiner Leute.

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