Verstörend und überzeugend

Saarbrücken · Die Opern-Klassen der Hochschule für Musik und das Staatstheater erarbeiteten gemeinsam die Oper „Les Dialogues des Carmélites“ von Francis Poulenc. Die Alte Kirche erwies sich dabei als idealer Aufführungsort.

In Nonnen-Kostümen liegen einige junge Frauen flach auf dem Steinboden der Alten Kirche St. Johann. Dann erklingt bedrohliche Klaviermusik, und der Marquis de la Force und sein Sohn singen von ihrer Sorge um dessen Schwester "Blanche". Studierende der Opernschule der Hochschule für Musik (HfM) führten in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Staatstheater am Wochenende das Stück "Les Dialogues des Carmélites" von Francis Poulenc auf.

Über die Frage, ob eine Kirche immer die richtige Kulisse für eine Opernaufführung ist, lässt sich streiten. Im Falle dieser Oper lautet die Antwort aber eindeutig ja. Poulencs wohl bekanntestes Werk spielt fast die ganze Zeit im Kloster. Die religiös-mystische Stimmung drückt sich sowohl in der Handlung als auch in der Musik aus. Es geht um die Angst vor dem Tod und den Tod selbst. Die Fassung ist bezeichnenderweise für "Klavier, Orgel und Guillotine" arrangiert. Das Bühnenbild ist sehr schlicht gehalten. Lange Zeit steht lediglich eine Holzwand mit einem großen Kreuz da. Die Sänger begleitet meist ausschließlich Hans-Jörg Neuner mit virtuosem Klavierspiel. Häufig sind bedrohliche, tiefe und teils dissonante Klänge zu hören.

Unter den guten gesanglichen Leistungen ist Lisa Ströckens in der Rolle der "Blanche" hervorzuheben. In der weichen Klangfarbe ihres Gesangs transportiert sie die Gefühle der Angst und Verzweiflung und verkörpert eine kranke und gequälte Seele. Und das trifft den Kern der Sache. Denn Poulencs Oper widmet sich genau diesen Stimmungen.

Das Werk ist sicher keine leichte Kost, aber das will es auch nicht sein. Die eindrucksvollste Szene des Stücks ist die Schlussszene, in der die Karmelitinnen durch die Guillotine hingerichtet werden. Die Schwestern singen im Chor das "Salve Regina", einzelne hämmernde Schläge stellen das Fallen des Beils dar und nach jedem Schlag fällt eine der Karmelitinnen zu Boden. Solvejg Bauers Inszenierung ist beklemmend, verstörend und überzeugend.

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