„Da wird Unterrichtszeit verbrannt“

Saarbrücken · An den Grundschulen gilt der neue Erlass zu Leistungsnachweisen bereits. An den weiterführenden Schulen soll er im nächsten Jahr kommen. Doch Schulleiter und Eltern an Gymnasien sehen noch an etlichen Stellen Nachbesserungsbedarf.

 Referate und Ausarbeitungen seien viel zeitaufwändiger als Klassenarbeiten, kritisiert die Landeselternvertretung Gymnasien. Foto: arnold/dpa

Referate und Ausarbeitungen seien viel zeitaufwändiger als Klassenarbeiten, kritisiert die Landeselternvertretung Gymnasien. Foto: arnold/dpa

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Kaum ist die Entrüstung über den Schulfahrtenerlass (die SZ berichtete) von Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) abgeebbt, schlägt sein Erlass zur künftigen Leistungsbewertung neue Wellen. Nach der CDU-Landtagsfraktion melden sich nun die Schulleiter der saarländischen Gymnasien sowie deren Landeselternvertretung (LEV Gymnasien ) zu Wort.

Deren Vorsitzende Nicola-Anna Rödder und Stefan Münkner kritisieren, dass der Erlass die Lehrer mit etlichen Problemen alleine lasse und einige erst provoziere. So sollen nun mehr individuelle Leistungsnachweise wie Referate, Protokolle und Ausarbeitungen erbracht werden. "Diese Prüfungsformen sind zeitlich wesentlich aufwändiger als die gewohnten Klassenarbeiten. Deswegen sind sie mit dem dichten Lehrplan an Gymnasien kaum zu vereinbaren, besonders wenn die komplette Ausarbeitung innerhalb der Schulzeit stattfinden soll", so Rödder und Münkner gegenüber der SZ. "Eine Auslagerung größerer Anteile dieser Arbeiten in die Elternhäuser ist nicht sinnvoll, denn sie wird die Bedeutung des sozialen Hintergrundes für den Schulerfolg eher verstärken."

Wolfram Peters, Sprecher der Vereinigung der Oberstudiendirektoren der Gymnasien im Saarland (VOS), sieht das ebenso. "Da wird Unterrichtszeit verbrannt", sagt der Chef des Christian von Mannlich-Gymnasiums in Homburg. "Außerdem fehlt den Schulen die dafür notwendige Ausstattung an Computern und Internetverbindungen. Ich bin auf die Reaktion der Schulträger gespannt, wenn wir plötzlich Hunderte von Rechnern benötigen."

Die von der CDU-Landtagsfraktion kritisierte Dokumentationspflicht halten die Eltern dagegen für sinnvoll. Bereits jetzt sei es verbreitet, Noten unter schriftlichen Arbeiten zu begründen. Diese Transparenz sei die Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule. "Deswegen sehen wir auch den Wegfall des Notenspiegels eher kritisch", meint Rödder.

Schier unlösbare Aufgabe

Als fast unlösbare Aufgabe für Lehrkräfte erscheint den Elternvertretern die geplante Benotung von personalen, sozialen und emotionalen Kompetenzen. "Was kaum lehrbar oder messbar ist, gehört nicht in die Notengebung", betonen Rödder und Münkner.

Schulleiter Peters weist darauf hin, dass an der Ausarbeitung des Erlasses kein Gymnasiallehrer beteiligt war: "Wir weisen den Grundgedanken, auch andere Talente anzusprechen, nicht von uns. Aber es muss ein vernünftiger Rahmen geschaffen werden. Wir schlagen beispielsweise vier Klassenarbeiten und eine sonstige Leistung vor." Die LEV Gymnasien und die VOS fordern Bildungsminister Commerçon auf, gemeinsam eine Überarbeitung des Erlasses anzugehen.

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