Droht dieses Jahr die große Zecken-Plage?

Saarbrücken · Nach dem milden Winter und dem nassen Wetter der letzten Wochen warnen Experten vor einer Zecken-Invasion. Nicht alle bestätigen diese Sorge. Wer in die Natur geht, sollte sich trotzdem schützen.

 Harmloses Krabbeltierchen? Die Zecke kann gefährliche Viren und Bakterien übertragen. Foto: dpa

Harmloses Krabbeltierchen? Die Zecke kann gefährliche Viren und Bakterien übertragen. Foto: dpa

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"2016 wird das Jahr der Zecken": Das sagen viele Experten voraus. Die klimatischen Voraussetzungen seien ideal: Ein milder Winter und eine lange Regenperiode lassen die Krabbeltiere aktiv werden. In den vergangenen drei Wochen hatte Michael Kulas in seiner Arztpraxis in Wallerfangen wöchentlich gut zehn Patienten mit Zeckenbissen. "Für diese Jahreszeit kam mir das viel vor", sagt der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbands.

Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts, will allerdings nicht von einer Zecken-Plage sprechen. "Die Zeckenzahl ist schwer festzulegen und daher nicht aussagekräftig", sagt sie. Zecken seien nämlich mehrjährige Tiere, die vorwiegend an Mäusen saugen. Entscheidend sei also auch, wie sich die Klein-Säuger ausbreiteten. Klar sei, dass eigentlich das ganze Jahr über das Risiko eines Zeckenstichs bestehe, erklärt Glasmacher. Sobald die Temperaturen mehrere Tage über acht Grad Celsius liegen, kämen Zecken aus ihrem Versteck.

Gefährlich werden sie aber erst dann, wenn sie Borreliose-Bakterien oder die Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), auch bekannt als Hirnhautentzündung, auf den Menschen übertragen. Das Saarland liege aber eher im unteren Gefährdungsbereich, erläutert Glasmacher.

2012 erklärte das Institut jedoch den Saarpfalz-Kreis zum FSME-Risikogebiet. Dort seien in den vorigen Jahren immer wieder Fälle aufgetreten. Es wurden aber nur sieben Fälle von 2008 bis 2013 insgesamt im Saarland gemeldet, teilt das Gesundheitsministerium mit. Vier davon im Raum St. Ingbert-Rohrbach. Aktuellere Zahlen lägen nicht vor.

Wer einen Zeckenstich vermeiden will, kann vorsorgen. Am besten in heller, langer Kleidung ins Grüne gehen, empfiehlt Glasmacher, um die braunen Tiere besser zu entdecken. Vor so genannten Repellents, Sprays, deren Geruch Zecken vom Stechen abhalten sollen, warnt sie. "Das wirkt nur für ein paar Stunden." Wichtig nach dem Spaziergang: Absuchen. Kniekehle, Schritt, Achselhöhlen und auch die Kopfhaut. Das FSME-Virus könne zwar direkt beim Stich in den menschlichen Körper gelangen. Die Borreliose-Bakterien säßen aber im Darm der Zecken. Daher dauere es bis zu acht Stunden, bis sie über den Mund der Tiere in unser Blut wanderten.

Borreliose, an einem roten Kreis um die Einstichstelle zu erkennen, könne gut mit Antibiotika behandelt werden, erklärt Kulas. Bei FSME sei die Behandlung schwieriger. Deshalb empfiehlt Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU ), sich gegen FSME impfen zu lassen.

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