Viel Sommermusik in der ganzen Stadt

Saarbrücken · Rausch, Aufbruch, dann Ernüchterung und Untergang: Diese Themen stehen im Mittelpunkt der Sommermusik. Am 24. Juli spielt zum Auftakt das Ensemble InZeit im Rathaus.

 Auch das Tsanevski-Quartett tritt im Rahmen der Sommermusik in Saarbrücken auf. Foto: Eun-Kyong Hong

Auch das Tsanevski-Quartett tritt im Rahmen der Sommermusik in Saarbrücken auf. Foto: Eun-Kyong Hong

Foto: Eun-Kyong Hong

Als einen der "Konzerthöhepunkte Saarbrückens, wenn nicht des Saarlandes" pries Kulturdezernent Erik Schrader die "Saarbrücker Sommermusik" gestern bei der Präsentation der Programmsaison. 20 000 Euro lässt sich die Stadt die knapp 50 Termine von Freitag, 24. Juli, bis Sonntag, 27. September, (plus drei Epiloge am 25./26. November und 2. Dezember) kosten.

Er kenne "kein Festival, das so nachhaltig wirkt und einen so überschaubaren Etat hat", sagte Schrader. Wohltuend hebe sich die Sommermusik von anderen hiesigen Festivals ab - die seien nicht mit so viel Liebe zusammengestellt wie die vom Programmchef Thomas Altpeter konzipierte und organisierte Konzertreihe. Altpeter unterstrich, dass die Sommermusik "das größte Musikfestival im Saarland nach Zahl der Veranstaltungen" sei. Als "Schaufenster der freien Szene" sei sie zudem "unter der Oberfläche auch ein Förderinstrument".

Wie immer stellt Altpeter die Konzerte, zu denen neben lokalen auch internationale Größen anreisen, unter ein literarisches Motto: " ...und trinken Fahrt und Nacht" heißt es diesmal und stammt aus der Feder des Dichters und Essayisten Gottfried Benn (1886 bis 1956). Nachdem vergangene Jahrgänge im 19. Jahrhundert fußten, dreht sich die aktuelle Sommermusik ums 20. Jahrhundert und die Themen Rausch, Aufbruch, Hoffnung, Ernüchterung, Scheitern und Untergang .

Im Expressionismus wurzelnd, wurde Gottfried Benn von der Aufbruchsstimmung und Revolution der Künste zu Beginn des Jahrhunderts getragen. Nachdem er zunächst mit dem Nationalsozialismus sympathisiert hatte, sah er seinen Irrtum ein und wurde mundtot gemacht. "Auf den Rausch folgte der Kater", sagte Altpeter. Passend zu diesem Themenkreis stammt das Gros der zur Sommermusik 2015 erklingenden Werke von Komponisten vom Beginn und der Mitte des 20. Jahrhunderts: Paul Hindemith , Béla Bartók , Sergej Prokofjeff und Dmitri Schostakowitsch. Wie gewohnt sollen Zusammenhänge zwischen Kammermusik und Jazz aufgezeigt werden, soll es kleine Musiktheaterproduktionen und viele Uraufführungen geben - und das alles quer übers Stadtgebiet verteilt. Neben bekannten Spielstätten wie Schinkelkirche Bischmisheim, Domicil Leidinger und Kleines Theater im Rathaus sind neue Orte zu entdecken: Im Gefechtsbunker WH 316 (An der Rot Schanz in Brebach) etwa wird am Freitag, 21. August, 20 Uhr, unter dem Nenner "Das Prinzip des Zufalls" das Duo Manuel Krass und Stephan Goldbach jazzen. Im Silodom, An der Römerbrücke 3, musiziert am Mittwoch, 2. September, 20 Uhr, ein Ensemble aus Élodie Brochier, Paul Engelmann, Geoffroy Muller, Manuel Scherer, Christof Thewes, Carl Ludwig Hübsch und Martial Frenzel unter der Überschrift "Blaupause". Und zum 30-jährigen Jubiläum der Stadtgalerie finden viele Termine an diesem zentralen Ort am St. Johanner Markt statt, so am Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, ein Abend mit dem Pianisten Martin Tchiba. Nicht fehlen dürfen bei den allesamt eintrittsfreien Veranstaltungen Orchesterkonzerte . Den Festival-Abschluss am Sonntag, 27. September, 17 Uhr, wird das Kammerorchester Ricercare im Sendesaal des Funkhauses Halberg gestalten. Start der Sommermusik ist am Freitag, 24. Juli, um 20 Uhr mit einem Konzert des eng mit dem Festival verbundenen InZeit-Ensembles im Rathausfestsaal: "Rausch und Zerfall".

Info: Tel. (06 81) 9 05 49 03.

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