Laufen gegen das Stigma der Depression

Saarbrücken · Mit der Rekordzahl von knapp 150 Lauf-Teilnehmern hat das „Saarländische Bündnis gegen Depression“ gestern im Deutsch-Französischen Garten auf den fairen Umgang mit depressiven Menschen aufmerksam gemacht. Der Lauf fand zum achten Mal statt.

 Harald Schindel (links) gibt den Startschuss für die 150 Läufer im Deutsch-Französischen Garten. Foto: Michi Jo Standl

Harald Schindel (links) gibt den Startschuss für die 150 Läufer im Deutsch-Französischen Garten. Foto: Michi Jo Standl

Foto: Michi Jo Standl

"Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehen" endet der Refrain von Udo Jürgens ' Klassiker "Ich war noch niemals in New York", den die Brasscombo "Saarbrücker Spitzbuben" am Sonntagvormittag in den strahlend blauen Herbsthimmel über dem Deutsch-Französischen Garten blies. Sie umrahmte den "Freundschaftslauf gegen Depression" musikalisch. "Es ist nicht notwendig verrückt zu sein, aber es hilft" ist auch das Motto des "Saarländischen Bündnisses gegen Depression", das schon zum achten Mal zu diesem Event eingeladen hatte. "Die Welt braucht ,verrückte‘ Leute", beschreibt Petra Otto von der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (Kiss) ihre Einstellung zum Schubladendenken der Gesellschaft.

Der Freundschaftslauf mache darauf aufmerksam, dass depressive Menschen vollwertige Mitglieder der Gesellschaft seien und dass Depression eine ernstzunehmende Krankheit sei. Am Freundschaftslauf nehmen jedes Jahr gesunde, kranke, junge und ältere Leute teil. Es geht um das Miteinander.

Um 11 Uhr machte der Sportdezernent der Stadt Saarbrücken , Harald Schindel (Linke), mit dem Startschuss die Strecke um den Deutschmühlenweiher frei. Mit knapp 150 Läufern, Walkern, Radfahrern, Spaziergängern und Rollstuhlfahrern jeden Alters freute sich das Bündnis dieses Jahr über eine Rekord-Teilnehmerzahl. "Mit so vielen haben wir nicht gerechnet", sagte ein Helfer. Die Urkunden, die für jeden Teilnehmer vorgesehen waren, reichten nicht. Sie werden aber nachgedruckt und zugesandt.

Der "Freundschaftslauf gegen Depression" ist allerdings kein klassischer Wettbewerb, bei dem es einen Sieger gibt. Bei dem Stundenlauf konnte jeder für sich kontrollieren, welche Strecke er in der Zeit schafft. "Das würde keinen Sinn machen, denn es könnte einen depressiven Menschen erst recht deprimieren, wenn er nicht gewinnt", sagte der Psychologe Frank Lessel, der das Bündnis koordiniert. Das einzige, das an einen sportlichen Wettkampf erinnert, ist der Pokal, den die Gruppe mit den meisten Teilnehmern seit vergangenem Jahr bekommt. Mit 33 Teilnehmern konnte ihn zum zweiten Mal der Judo Club Folsterhöhe entgegennehmen. Knapp dahinter die Gruppe des Adipositas-Zentrums des Klinikums Winterberg mit 28 Teilnehmern und die Arbeiterwohlfahrt Dillingen mit zwölf.

Dass Bewegung nicht nur den Körper fit hält, sondern auch die Psyche, belegen wissenschaftliche Studien. "Jeder, der sich bewegt, wird sich anschließend Wohlfühlen", sagte Diplom-Sportlehrerin Karin Schneider, die im saarländischen Landessportverband verschiedene Projekte koordiniert.

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