Saarbrücken erlebt einen Babyboom

Saarbrücken · Saarbrückerinnen brachten voriges Jahr 1473 Kinder zur Welt. 2115 Bewohner der Landeshauptstadt starben. Auch die Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien sowie die Flüchtlinge aus Lebach änderten daran nichts: Saarbrücken verlor im Jahr 2014 erneut Einwohner. Seit 1970 büßte die Stadt rund 25 000 Einwohner ein. Das sind fast so viele, wie heute im Bezirk Halberg wohnen.

Für neues Leben, für Zukunft und Optimismus steht diese Zahl: 1473. So viele Kinder brachten Saarbrückerinnen im Jahr 2014 zur Welt. Nur 2011 gab es dieses Jahrzehnt noch mehr Geburten in Saarbrücker Familien: 1476.

Rainer Waespi-Oeß vom städtischen Amt für Entwicklungsplanung, Statistik und Wahlen erklärt, was es mit dem neuen Kindersegen auf sich hat. Die meisten Babyboomer, das sind die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1965, bekamen zwischen 1985 und 1995 Nachwuchs. Und dieser gründet inzwischen selbst Familien. Danach zeichnen sich wieder deutlich kleinere Jahrgänge ab.

Dieses Auf und Ab bei der Zahl der Geburten ändert aber nichts daran, dass es seit Jahrzehnten viel weniger Neugeborene gibt als Sterbefälle. 2014 starben 2115 Saarbrücker.

Folglich hätte sich die Einwohnerzahl um 642 verringert, wären nicht deutlich mehr Menschen nach Saarbrücken umgezogen (12 911) als weggegangen (12 650). So schrumpfte das Minus auf 381.

Außerdem zeigen die Zahlen aus dem Amt für Statistik und Wahlen, dass vor allem der Zuzug von Ausländern den Rückgang der Saarbrücker Einwohnerzahl bremste. "Die Zuwanderung der Ausländer ist gekennzeichnet durch die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern, zum Beispiel aus Syrien und Afghanistan und dem Zuzug aus Osteuropa", heißt es im Bevölkerungsreport. Um 390 wuchs im vergangenen Jahr die Zahl der Rumänen und Bulgaren in der Landeshauptstadt. Grund für den Zuwachs: Rumänien und Bulgarien gehören seit der zweiten Osterweiterung von 2007 zur Europäischen Union, und ihre Bewohner haben seit dem 1. Januar 2014 Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU.

Außerdem übernahm die Landeshauptstadt als größte saarländische Kommune im vergangenen Jahr 490 Flüchtlinge und Asylbewerber. Sie hatten zuvor in der Landesaufnahmestelle Lebach gewohnt.

Stadtsprecher Robert Mertes hat die Flüchtlingszahlen auf SZ-Anfrage bis in diesen Monat aktualisiert. "Von Oktober 2014 bis August 2015 sind der Stadt Saarbrücken 749 Flüchtlinge zugewiesen worden."

Zuzug-Stadt ist Saarbrücken nicht erst neuerdings. Die großen Umbrüche vom Mauerfall bis zum Bürgerkrieg auf dem Balkan wirkten sich auf die Saar-Metropole aus. Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre kamen so viele neue Bürger in die Stadt, dass sie sogar noch einmal an Einwohnern zulegte bis auf 191 874 im Jahr 1992. Seither sinken die Zahlen stetig. Ein Auf und Ab gibt es dagegen von Jahr zu Jahr in den Stadtteilen, Bezirken und Distrikten Saarbrückens. Auf Wachstumskurs sind demnach der Eschberg, Brebach, der Füllengarten sowie der Pfaffenkopf und der Distrikt Jenneweg. So profitierte der Eschberg von neuen Wohnheimplätzen für Studenten.

Überdurchschnittliche Verluste gab es im Nauwieser Viertel und für den Kaninchenberg zu verzeichnen. Auch der Distrikt 139, Universität, schreibt rote Zahlen. Den 216 Zuzügen im Jahr 2014 standen 578 Fortzüge gegenüber. Das habe mit den typischen Bewohnern des Uni-Distrikts zu tun. Studenten also. Die Statistiker sagen, dass viele davon sich nicht abmelden, wenn sie ihre Zeit in Saarbrücken beendet haben. Deshalb prüft die Stadt von Zeit zu Zeit die Studentenwohnheime, um das Melderegister auf den neusten Stand zu bringen. Nur dann taugt es als Grundlage für langfristiges Arbeiten.

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