Botanischer Garten ist jetzt offiziell dicht

Saarbrücken · Ab heute ist es amtlich: Das Saarland hat als einziges Bundesland keinen Botanischen Garten mehr. Aus Solidarität haben auch andere Einrichtungen ihre Pforten am 1. April geschlossen. Die Dachorganisation ist fassungslos.

 Von nun an gibt es keinen Botanischen Garten mehr. Foto: B&B

Von nun an gibt es keinen Botanischen Garten mehr. Foto: B&B

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Nach 64 Jahren schließt der Botanische Garten an der Universität des Saarlandes heute endgültig seine Pforten. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass ein von einer Hochschule betriebener Botanischer Garten dichtmachen muss. "Das Saarland hat in dieser Frage kapituliert", resümiert Maximilian Weigend, der Präsident des Bundesverbands Botanischer Gärten.

Er könne für das Aus des Saarbrücker Gartens keinen einzelnen Schuldigen ausmachen. Es sei eher ein kollektives Versagen der Landesregierung, der Stadt Saarbrücken und der Universität. Seit 20 Jahren werde an der Saar-Uni keine systematische Botanik mehr betrieben. So habe sich bereits im Jahr 1998, als zum ersten Mal eine Schließung bevorstand, die Frage nach dem weiteren Sinn der Einrichtung jenseits der Lehre aufgedrängt. Auf diese Frage hätten die Landesregierung und die Stadt keine schlüssige Antwort gefunden. Leere Kassen gebe es überall: "Nordrhein-Westfalen ist auch kein florierendes Bundesland. Es ist immer eine Frage der politischen Priorität." Auch die Abwicklung sieht er kritisch. Obwohl der Saarbrücker Garten zu den Gründungsmitgliedern im Bundesverband gehöre, habe die Uni die Dachorganisation nicht in das weitere Vorgehen einbezogen. Laut Weigend dürfte es schwierig werden, die Pflanzen auf andere Botanische Gärten zu verteilen, wie es die Uni angekündigt hat. Einige Pflanzen könnten nicht lebend ausgepflanzt werden. Zudem sei der Platz in den Gewächshäusern knapp

Für heute hat der Bundesverband alle rund 90 Botanischen Gärten in Deutschland aufgerufen, aus Solidarität für einige Stunden oder den ganzen Tag lang zu schließen. So bleiben beispielsweise die Gärten der Uni Bonn oder der Frankfurter Palmengarten heute aus Protest zu.

Die Nachbarn in Rheinland-Pfalz haben sich allerdings bewusst dagegen entschieden. An der Universität Mainz bedauere man zwar die Entscheidung. "Wegen Unkenntnis der Details", die zur Schließung geführt hätten, habe man sich dort jedoch gegen eine solche Solidaritätsbekundung entschieden, sagte der dortige Gartenleiter Joachim W. Kadereit. Er findet: "Die Entscheidung der Saar-Uni muss man respektieren." Erst recht, wenn die Lehre durch das Unterhalten eines Botanischen Gartens gefährdet sei.

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