Kita-Streik verschärft sich

Saarbrücken · Immer mehr saarländische Erzieherinnen engagieren sich im Arbeitskampf. Gestern blieben darum wieder fast alle kommunalen Kitas geschlossen. Die Arbeitgeber lehnen weiter generelle Gehaltserhöhungen ab.

30 Stunden arbeitet eine Saarbrückerin Woche für Woche als Erzieherin in einer Kita, 1900 Euro bekommt sie dafür - Brutto, Netto bleiben ihr davon 1000 Euro. Das ist ein Grund für Kerstin Tätzner (Name auf Wunsch geändert), gestern an einer Großdemo ihres Berufsstandes in Mainz teilzunehmen.

Mit 700 Erzieherinnen und Erziehern war das Saarland in Mainz so stark vertreten wie noch nie. An der Demo nahmen laut Gewerkschaften insgesamt 6000 Kita-Mitarbeiter, aber auch Mitarbeiter von Jugend- und Sozialämtern und Betreuungseinrichtungen teil. Sie alle kritisieren die schleppenden Verhandlungen über höhere Gehälter. Tätzner, selbst Mutter einer Tochter im Kita-Alter, fordert gegenüber der SZ "eine Aufwertung ihres Berufes als Ganzes". Doch auch das Geld spielt für sie eine Rolle. Wäre sie nicht verheiratet, sondern alleinerziehend, könne sie, die Kita-Mitarbeiterin, die monatlichen 180 Euro für den Kita-Platz ihrer eigenen Tochter kaum aufbringen.

Wie Tätzner legten gestern im ganzen Saarland nahezu in allen der 26 kommunalen Kitas Erzieherinnen ihre Arbeit nieder, in Neunkirchen und Saarbrücken hielt man jeweils eine Not-Kita offen. Doch auch dort zeigte man sich solidarisch. Erzieherin sei ein schöner Job, bei dem man aber sehr flexibel sein müsse, so das Fazit von Ernesta Schmitt, Leiterin der gestrigen Not-Kita in Saarbrücken-Rußhütte. Ärgerlich sei auch, dass viele Auszubildende Extra-Zertifikate wie etwa Zusatzqualifikationen für Montessori-Kindergärten aus eigener Tasche bezahlen müssten. Kurz: wenn man in die Basis nicht investierte, kippte sie irgendwann einfach um. Wegen der geringen Bezahlung hat Schmitt nach eigenen Angaben zunehmend Probleme, Personal zu finden. Neben dem eigenen Haus seien ihr selber noch zwei weitere Kindergärten in der Stadt bekannt, die aus Personalmangel keine neuen Gruppen öffnen könnten. Die Eltern, so sagt Schmitt, zeigten sich solidarisch. Schließlich, so Schmitt, stünden alleine bei ihrer Einrichtung derzeit fast 70 Kinder auf der Warteliste für einen Krippen- oder Kitaplatz.

Doch die Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und den Gewerkschaften auf Bundesebene ziehen sich bereits seit Februar ohne konkretes Ergebnis hin. Während die Arbeitnehmervertreter eine rund zehnprozentige Gehaltserhöhung für alle Erzieher fordern, bekräftigte Barbara Beckmann-Roh vom Kommunalen Arbeitgeberverband Saar (KAV Saar) gegenüber der SZ, "nicht pauschal höher zu gruppieren". Man wolle lediglich "tätigkeitsbezogen, differenziert über Erhöhungen sprechen". Gemeint seien damit nicht also alle erzieherischen Tätigkeiten, sondern nur "besonders schwere Tätigkeiten".

Die Geduld der Gewerkschaften scheint aufgebraucht. Willi Schirra von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Saar kündigte an: sollte in den kommenden Tagen nichts passieren, werde man die Streiks intensivieren.

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