Der Weg zur Gemeinde Riegelsberg

Riegelsberg · Den Weg zur heutigen Gemeinde Riegelsberg zeichnet eine neue Broschüre nach, die morgen bei einer Feierstunde im Rathaus vorgestellt wird.

Nach dem Wiener Kongress fielen 1816 Teile der Saarregion an Preußen. Der Landkreis Saarbrücken wurde gebildet, zehn Bürgermeistereien errichtet. Eine davon: die Bürgermeisterei Sellerbach.

Deren Entwicklung bis hin zur heutigen Gemeinde Riegelsberg hat Heimatkundler Karl Heinz Janson unter Mitarbeit von Norbert Krämer und Rüdiger Beres nachgezeichnet. Ihre Ergebnisse haben die Autoren als Band 36 der Beiträge zur Regionalgeschichte des Vereins für Industriekultur und Geschichte nun veröffentlicht. Vorgestellt wird die reich bebilderte Schrift mit dem Titel "200 Jahre Bürgermeisterei Sellerbach-Riegelsberg" am morgigen Mittwoch, 18 Uhr, im Rathaus Riegelsberg .

Die Meierei Köllertal

Die Saarbrücker Zeitung blätterte vorab in dem Kaleidoskop. Zu den Anfängen der Bürgermeisterei Sellerbach liest man in der Broschüre: "Bereits zur Zeit der Fürsten von Nassau-Saarbrücken gab es ein Mindestmaß an Verwaltungsstrukturen." Um 1735 existierten im Köllertal als unterste Organisationsstufe vier so genannte "Höfe". Dies waren der Quierschieder, der Heusweiler, der Wahlschieder sowie der Köllertaler Hof. Die drei letztgenannten Höfe waren in einer nächst höheren Verwaltungsstruktur, der Meierei Köllertal, zusammengefasst. Diese hatte ihren Sitz in Hilschbach.

Die Französische Revolution fegte das Fürstentum Nassau-Saarbrücken hinweg. Es folgten mehrere Verwaltungsreformen . Nach der Niederlage Napoleons und der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress entstand am 5. Oktober 1816 - also vor genau 200 Jahren - die Vorgängerverwaltung der heutigen Gemeinde Riegelsberg . "Zu dieser so genannten Bürgermeisterei Sellerbach gehörten die damals zehn selbständigen Gemeinden Güchenbach, Walpershofen, Strassen, Sellerbach, Etzenhofen, Herchenbach, Engelfangen, Kölln, Rittenhofen und Niedersalbach sowie das Forsthaus Neuhaus", weiß Janson.

Ab 1822 folgten mehrere Versuche, die Bürgermeistereien Heusweiler und Sellerbach zusammenzulegen mit einem gemeinsamen Sitz in Sellerbach beziehungsweise in Niedersalbach. Aber ab 1867 erhielten die beiden Bürgermeistereien wieder eigene Bürgermeister.

Mit dem weiteren Aufschwung der Grube Von der Heydt entstanden mehr und mehr Bergarbeitersiedlungen auf dem Riegelsberg und die Idee einer eigenständigen Gemeinde Buchschachen mit den Siedlungen Hixberg und Pflugscheid. Doch auch diese Idee scheiterte. "Die alteingesessenen Güchenbacher, Sellerbacher und Etzenhofer wollten keinen Zollbreit Land an die geplante Gemeinde abgeben", schildert Janson. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung durch den Steinkohlenbergbau (Grube Von der Heydt mit Nebenanlage Lampennest) erstarkte die Gemeinde Güchenbach. Sie beanspruchte nun den Sitz der Bürgermeisterei Sellerbach und errichtete kraft ihrer Steuereinnahmen 1875 auf eigene Kosten das erste richtige Sellerbacher Rathaus auf dem Riegelsberg , das schnell im Volksmund "Riegelsberger Rathaus" genannt wurde.

Neubau des Rathauses

Es folgte eine Reihe von Gebietsveränderungen, an deren Ende sich 1932 die Talgemeinden Kölln, Rittenhofen, Herchenbach, Sellerbach, Etzenhofen und Engelfangen zur Gemeinde Köllerbach zusammenschlossen. 1935 stimmte die Bürgermeisterei Sellerbach mit hohem Zuspruch für die Rückgliederung an Nazi-Deutschland. 1936 entstand durch den Druck der NS-Verwaltung die "Amtsbürgermeisterei Riegelsberg in Riegelsberg-Güchenbach", der Name Sellerbach verschwand. Ebenfalls auf Druck der NS-Behörden schlossen sich Güchenbach, Überhofen und Hilschbach am 1. April 1939 zur Gemeinde Riegelsberg zusammen.

 Klaus Häusle (links) ist aktueller Riegelsberger Bürgermeister, rechts sein Vorgänger Lothar Ringle. Archivfoto: Becker & Bredel

Klaus Häusle (links) ist aktueller Riegelsberger Bürgermeister, rechts sein Vorgänger Lothar Ringle. Archivfoto: Becker & Bredel

 Das heutige Rathaus an der Saarbrücker Straße, Sitz der Riegelsberger Gemeindeverwaltung. Foto: Gemeinde

Das heutige Rathaus an der Saarbrücker Straße, Sitz der Riegelsberger Gemeindeverwaltung. Foto: Gemeinde

Foto: Gemeinde

Im 2. Weltkrieg blieb der Bezirk der Amtsbürgermeisterei Riegelsberg von größeren Kampfhandlungen weitestgehend verschont. 1948 schied Köllerbach aus dem Gemeindeverbund aus. 1974 wurde die Amtsbürgermeisterei Riegelsberg und Walpershofen zur Großgemeinde Riegelsberg verschmolzen. Erster Bürgermeister wurde Walter Wagner. 1992 begann Bürgermeister Lothar Ringle mit dem Neubau des Rathauses. Das Umfeld wurde neu geordnet, die Brauerei Groß mit dem prägenden Sudhausturm verschwand aus dem Ortsbild, die einstige Bergarbeitergemeinde präsentiert sich heute als modernes Wohn- und Dienstleistungszentrum.

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