Kleiner Muck, großer Theaterspaß

Spiesen · Das Kinderbüro der Gemeinde Spiesen-Elversberg lud zur Aufführung „Kleiner Muck ganz groß“ in die CFK-Eventhalle. Die Schauspieler Petra Nadolny und Wolfgang Fiebig überzeugten gleich in mehreren Rollen.

 Petra Nadolny und Wolfgang Fiebig vom „Theater 1 + 1“ lassen ihre Körper sprechen bei der Aufführung des „Kleinen Muck“ in Spiesen. Foto: Anja Kernig

Petra Nadolny und Wolfgang Fiebig vom „Theater 1 + 1“ lassen ihre Körper sprechen bei der Aufführung des „Kleinen Muck“ in Spiesen. Foto: Anja Kernig

Foto: Anja Kernig

Mal ehrlich: Wilhelm Hauffs humanistisch motiviertes Kunstmärchen "Der kleine Muck" ist per se gar nichts für Kinder, zumindest nichts für kleine. Es gibt keine mutigen Königssöhne, liebreizende Prinzessinnen oder sonstige klassische Sympathieträger, nur einen zwergenwüchsigen, verspotteten Mann, der einige wundersame Abenteuer erlebt, am Ende aber allein und traurig bleibt. Wer trotzdem auf die wahnwitzige Idee kommt, kleine Menschen ab vier Jahren mit Herrn Muck bekannt machen zu wollen, der muss ihn völlig neu erfinden. Et voilà: Petra Nadolny und Wolfgang Fiebig vom "Theater 1 + 1" haben genau das getan.

Auf Einladung des Kinderbüros war das Duo aus dem nordrhein-westfälischen Reichshof angereist. Groß wird ihr Tourneebus nicht sein: Verzichten die zwei doch mit wenigen Ausnahmen größtenteils auf Kulissen. Als gute Pantomimen können sie sich voll und ganz auf ihre Mimik und Gestik verlassen - und sorgen damit schon in den ersten Minuten für Lachsalven aus dem Saal.

"Es war einmal ein kleines Kerlchen, und das hatte einen riesengroßen Turban auf." So steht es in einem uralten Märchenbuch geschrieben, welches die Protagonisten in einem ebenso alten Koffer finden. Augenblicklich fangen die Probleme an. Woher einen Turban nehmen? Immerhin findet sich in der Badetasche des Schauspielers - peinlich, peinlich - ein blauer Schwimmring. Nadolny neckt ihn deshalb, aber mit einem Mal wird klar: Der passt prima auf den Kopf. Womit dem In-die-weite-Welt-Ziehen nichts mehr im Wege steht. Da wird geflogen und geschwommen und schließlich mit einem wehen Fuß Hilfe bei Hexenmeisterin "Placebo" gesucht. Die nimmt dem per Tee-Ei hypnotisierten Muck die Schuhe weg. Er stibitzt im Gegenzug die alten Pantoffeln der Heilerin, die sich als Turbolatschen erweisen, und lässt noch ein paar Pralinen mitgehen, deren Genuss zum sofortigen Wachsen von Eselsohren führt.

Nachdem der kleine Muck in Sekundenschnelle zwei Mal um ganz Spiesen-Elversberg gesprintet ist, stellt er sich beim berühmten Zirkus "Makaroni" vor - wohlwissend, dass er mit seiner grandiosen Lauf-Nummer Erfolg haben wird. Doch bevor der eintritt, treibt Chefmagier Siggi Roi noch ein böses Spiel mit dem Lauf-Ass. Mit unerhörter Spielfreude und Witz - die Eltern haben ihren Spaß bei Kommentaren á la "da vereinen sich Armut und Anmut" angesichts der ungelenken, urkomischen Tanzeinlagen Fiebigs als "elfengleiche Ludmilla Pupilla" - schlüpfen die beiden Mimen in diverse Rollen. Nur symbolhafte Requisiten werden gebraucht. Sitzt die Perücke auf dem Kopf Fiebigs, gibt er den Zirkusdirektor, setzt er die Mütze auf, ist er ein Polizist. Andere Haltung, veränderte Stimme, neuer Dialekt - jede Rolle nimmt man den beiden ab. Total in ihrem Bann, kommentieren die Kinder alle Aktionen lauthals und versuchen, dem kleinen Muck zu helfen.

Weshalb er, anders als das Original von Hauff, am Ende sein Glück tatsächlich findet - in der Manege.

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