„Ein schönes und erfülltes Leben“

Dillingen-Diefflen · Mathilde Kiefer

 Mathilde Kiefer

Mathilde Kiefer

Foto: privat

Mathilde Kiefer, geb. Nalbach, wurde am 21. August 1925 in Diefflen geboren. Sie ist die die Tochter von Johann und Elisabeth Nalbach, die in Diefflen einen großen Bauernhof bewirtschafteten. Tochter Mathilde hat sechs Geschwister. Alle Kinder halfen in der Landwirtschaft. Mathilde besuchte von 1931 bis 1939 die Grundschule.

Bei Kriegsbeginn wurde die Familie nach Schinsheim in der Nähe von Koblenz evakuiert, kam wieder zurück ins Saarland, bewirtschaftete weiter den Bauernhof in Diefflen. Der älteste Sohn Josef wurde Soldat, fiel in Russland. Tochter Mathilde arbeitete zu Hause in der Landwirtschaft und im Haushalt. Eine Berufsausbildung hatte sie nicht. Sie war eine vielseitig begabte junge Frau, organisierte den Haushalt der Großfamilie, lernte Alois Kiefer, den Sohn eines Maurers, der die Josefkirche gemauert hatte, kennen. Die beiden heirateten am 31. März 1951 in der St. Josefkirche. Die Braut ganz in Weiß, der Bräutigam im dunklen Anzug. Gefeiert wurde im Haus der Eltern des Bräutigams.

Ehemann Alois Kiefer arbeitete als Maurer wie sein Vater. 1952 wurde Sohn Roman geboren, der 1958 starb. 1953 kam Sohn Ludwig und 1955 Sohn Andreas auf die Welt.

1958 zog die Familie in das eigene Haus in Diefflen, das sie selbst in Eigenhilfe gebaut hatten und in dem Sohn Ludwig und seine Frau Sylvia und ich uns zu diesem Gespräch verabredet haben: "Da haben alle beim Bau geholfen. Anders ging das ja damals nicht ", erzählt Sohn Ludwig: "Ich habe nach der Grundschule erst in der Landwirtschaft gearbeitet, begann 1968 eine Lehre als Kfz- Mechaniker, die ich 1971 mit der Gesellenprüfung beendete. Danach arbeitete ich bei MAN. Unsere Mutter hat uns verwöhnt. Sie hat in unserem Garten gearbeitet. Sie war ein geselliger Mensch. Sie hat kein Familienfest ausgelassen. Da kamen wir alle zusammen. Sie hat gerne gut gegessen. Sie liebte Schokolade, Pralinen und Käse. Sie war der gute Geist in der Familie. Unsere Bude war immer voll, wie man so sagt: Sie hat gesorgt und geschafft und war immer gut drauf."

"Und sonst? Was hat sie für sich getan, wenn sie sich nicht gerade um die Familie gekümmert und gesorgt hat?", frage ich.

Schwiegertochter Sylvia: "Sie war überzeugte Katholikin, ging jeden Sonntag in der Kirche, sang im Kirchenchor. Sie war Mitglied im DRK. Sie war kreativ und handwerklich begabt, produzierte Weihnachtsfiguren aus Gips, die an Weihnachten verlost wurden. Sie konnte malen, war kreativ. Sie strickte Teddy-Bären, die sie mit Watte und Papier füllte. Auch die wurden an Weihnachten verkauft. De Erlös ging an das DRK." Sohn Ludwig: ,,Sie war dominant und konsequent, gerecht und herzensgut."

"Und sonst? Urlaub? Reisen? Was hat sie unternommen?"

Schwiegertochter Sylvia: "Ihr Sohn Andreas hatte in Heiligenstadt in der DDR einen Brieffreund, den er regelmäßig kontaktierte Aus dieser Brieffreundschaft entstand eine persönliche Freundschaft zwischen den beiden Müttern. Sie schickte Pakete rüber, hielt den Kontakt. Sie besuchten sich. Und sie war regelmäßig in der Weinlese an der Mosel in dem Weinort Zeltingen- Rachtig, in dem die bekannten Weinlagen Zeltinger Sonnenuhr und Zeltinger Himmelreich angebaut werden. Einen Führerschein hatte sie nicht.

Sie fuhr mit dem Zug. Sie war immer irgendwie unterwegs. Sie war fit wie ein Turnschuh. Anders ging das ja auch nicht." "Und sie war inzwischen Großmutter geworden", erzählt Sohn Ludwig. "Wir haben zwei Kinder: Jean und Rebecca, hinzu kommen Marc, mein Schwiegersohn, und Philipp, mein Enkelsohn. Mein Bruder Andreas hat ebenfalls geheiratet und ist auch Vater geworden, Vater von Marius und Anika. Unsere Mutter kümmerte sich um ihre Enkel. Sie war eine überzeugte und tolle Oma."

Schwiegertochter Sylvia sagt nachdenklich: "Ihr Leben war ein schönes, ein hilfsbereites und ein erfülltes Leben - bis vor 15 Jahren. Sie wurde vergesslich, litt an Demenz. Sie erfand Geschichten über sich und ihre Familie, erzählte: ,Ich muss dringend nach Hause. Meine Mama und mein Papa sind schwer krank. Ich muss mich um sie kümmern.´ Doch ihre Mama und ihr Papa waren schon 1958 und 1959 gestorben." Sohn Ludwig: "Sie wurde immer mehr wie ein Kind. Ich kaufte ihr Malstifte. Sie malte wie ein Kind. Das Ende kam, als sie ihre Familie nicht mehr erkannte. Sie war hilflos. Ihr Körper hatte ebenfalls abgebaut. Sie starb im DRK-Gästehaus in Lebach."

Ihre Söhne Ludwig und Andreas waren in ihrer letzten Stunde bei ihr. Sie starb als überzeugte gläubige Katholikin mit dem Sakrament der letzten, der heiligen Ölung.

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