Bosch will Autos intelligent machen

Stuttgart/Saarbrücken · Rund 1400 Menschen aus 38 Ländern arbeiten im Forschungszentrum von Bosch in Stuttgart an der Technik, die das Leben in Zukunft prägen können. Die Zusammenarbeit mit Forschern aus dem Saarland soll weiter ausgebaut werden.

 Die Bosch-Forscher arbeiten intensiv an der Entwicklung selbstfahrender Autos. Foto: Bosch

Die Bosch-Forscher arbeiten intensiv an der Entwicklung selbstfahrender Autos. Foto: Bosch

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Schon 2020 können sich Autofahrer in Deutschland voraussichtlich zurücklehnen, wenn sie auf bestimmten Autobahnen unterwegs sind. Das Auto steuert sich dann selbst. Davon ist Michael Bolle überzeugt. Er ist Vorsitzender der Geschäftsleitung des Zentralbereichs Forschung und Vorausentwicklung von Bosch. Im Forschungszentrum in Stuttgart-Renningen wird an der Technik der Zukunft gearbeitet: vom selbstfahrenden Auto bis zum elektronisch vernetzten Haus. In vielen dieser Entwicklungen ist Bosch Marktführer: Alle 22 Minuten kommt von Bosch eine Erfindung. Rund 1400 Mitarbeiter aus 38 Ländern sind daran beteiligt.

Ein großes Fragezeichen macht Bolle aber noch bei dem Jahr, ab dem Autos auch selbstständig durch Innenstädte fahren. Denn um dies gefahrlos zu ermöglichen, müsse man den Sensoren und Maschinen im Fahrzeug Intelligenz beibringen. Sie müssten erst die in Städten oft unübersichtliche Verkehrslage verstehen und das Auto entsprechend steuern. Die Technik muss sehen, hören und fühlen können wie Mensch. Das sei eine der Haupt-Herausforderungen in der Entwicklung. Um das Jahr 2022 herum könnte es aber Lösungen für das automatisiertes Fahren auch in Städten geben, schätzt Bolle. Ein Schritt dorthin könnte in naher Zukunft sein, dass Autos sich selbst ihren Parkplatz suchen.

F rank Niewels, Programmleiter für automatisches Fahren im Bosch-Forschungszentrum, ist davon überzeugt, dass anders als bisher bei neuen Techniken als erstes nicht Luxuslimousinen mit den Möglichkeiten zum automatischen Fahren ausgestattet sein werden, sondern kleinere Fahrzeuge, die über das Car Sharing in Innenstädten genutzt werden. Die Begründung von Niewels: Gerade diese Autos stünden nicht oft auf dem Parkplatz oder in der Garage, sondern würden häufig genutzt. Das senke die Kosten für die teure Technik und bringe schnell neue Erkenntnisse und Daten zu Fahrsituationen im Allt ag.

Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit ist die Funktionsweise der Video-, Radar- und Ultraschallsensoren. Sie müssen so intelligent aufeinander abgestimmt werden, dass sie Lösungen für nahezu alle denkbaren Fahrsituationen haben: wenn Schnee liegt, Lampen entgegenkommender Autos blenden, Fußgänger in unmittelbarer Nähe zum Fahrzeug unterwegs sind. Und dann braucht es verlässliche Prognosen, was als nächstes geschieht: Läuft das Kind zum Beispiel über die Straße oder bleibt es stehen? Bei Bosch hält man diese Probleme für lösbar. Nicht zuletzt könnten die Assistenzsysteme den Fahrer auch daran erinnern, dass er in bestimmten Fällen wieder das Steuer übernehmen muss.

Für Michael Bolle ist auch das Saarland in der Forschung eine Top-Adresse. Die Zusammenarbeit von Bosch als Gesellschafter des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken habe man ganz bewusst gewählt. Denn Bosch "steht im ständigen Kampf um die besten Köpfe". Die finde man auch am DFKI, mit dem man die Zusammenarbeit noch weiter ausbauen wolle. Am DFKI beeindruckten beispielsweise die Kenntnisse in der Weiterentwicklung automatisierter Fertigungsstraßen in Unternehmen, aber auch die Möglichkeiten, wie Roboter und Menschen noch stärker zusammenarbeiten. Zudem habe auch das DFKI das Thema automatisiertes Fahren schon länger ins Zentrum seiner Arbeit gestellt.

Eine weitere Entwicklung, die von den Bosch-Forschern vorangetrieben wird, ist die elektronische Vernetzung in Häusern (Smart Home). Hier soll es möglich werden, dass das Haus "lernt", was Bewohner möchten. So soll es etwa in der Lage sein, die Heiztemperatur im Raum automatisch auf das gewünschte Niveau desjenigen anzupassen, der das Zimmer betritt. Hier ist nach der Überzeugung der Bosch-Forscher weniger die Frage, welche Möglichkeiten es künftig geben wird, sondern eher, welche Standards sich durchsetzen. Heute sei vieles noch nicht miteinander kompatibel. Das müsse sich ändern, wenn Neuentwicklungen auch nützlich sein sollen.

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