Saar-Handwerk drängt auf Meisterbonus

Saarbrücken · Die Handwerkskammer fordert von der neuen Landesregierung auch mehr Investitionen in die Infrastruktur. SZ-Serie, Teil 3

 Für den Meisterbrief muss ein Handwerker Tausende Euro in seine Ausbildung investieren. Foto: Maurer

Für den Meisterbrief muss ein Handwerker Tausende Euro in seine Ausbildung investieren. Foto: Maurer

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Nun hat sich auch die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) im Landtagswahlkampf positioniert und ihre Erwartungen an die nächste Landesregierung formuliert. Ganz oben auf dem Forderungskatalog steht das Thema Fachkräfte und "die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung", sagt HWK-Präsident Bernd Wegner. "Es ist an der Zeit, dass mit der Gleichstellung ernst gemacht wird und berufliche Bildung im gleichen Maße gefördert wird wie die akademische", verlangt er. Mit Versprechen will er sich nicht begnügen, er drängt darauf, dass gehandelt wird. "Reine Rhetorik reicht nicht", sagt Wegner.

Konkret fordert die Handwerkskammer einen sogenannten Meisterbonus. Er soll eine weitgehend kostenfreie Ausbildung zum Handwerksmeister ermöglichen und die Entscheidung für die wirtschaftliche Selbstständigkeit honorieren. In den vergangenen Wochen hatten sich sowohl Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) als auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) für die Einführung eines Meisterbonus ausgesprochen. Der Handwerkskammer geht es darum, mit den politisch Verantwortlichen die Einführung des Bonus zeitnah zu verwirklichen. "Es ist nicht einzusehen, warum ein akademisches Zweit-Studium zum Beispiel kostenfrei ist und angehende Handwerksmeister für ihre Ausbildung bezahlen sollen. Trotz des verbesserten Meister-Bafögs besteht immer noch eine Unwucht", sagt der HWK-Präsident. Auf die Gleichstellung hinzuwirken sei auch deshalb wichtig, weil "es der saarländischen Wirtschaft nicht unbedingt an Akademikern mangelt, sondern vor allem an beruflich ausgebildeten Fachkräften", sagt Hauptgeschäftsführer Arnd Klein-Zirbes.

Darüber hinaus appelliert das Handwerk an die Landesregierung, die Förderung der beruflichen Bildung zu stärken und die Saarländische Meister- und Technikerschule über das Jahr 2020 hinaus weiter zu unterstützen. Ein Gründungsbonus, der Teil des Meisterbonus sein könnte, könne die persönliche Anstrengung, nach der schwierigen Meisterschule den Weg als selbstständiger Unternehmer weiter zu gehen, honorieren.

Die Handwerkskammer begrüßt die Novelle des Mittelstandsförderungsgesetzes. Kernstück des Gesetzes sei die Einrichtung einer Clearingstelle Mittelstand, deren Träger sowohl die HWK als auch die IHK Saarland sind. Mit ihrer Hilfe soll der Gesetzgeber frühzeitig die Belastungen, die durch den Erlass neuer Vorschriften entstehen, identifizieren und nach Möglichkeit vermeiden. "Die Clearingstelle muss jetzt rasch eingerichtet werden", fordert Wegner.

Wie die IHK verlangt auch die Handwerkskammer verstärkte Investitionen in die Instandhaltung der Straßen. "Es ist höchste Zeit, den Investitionsstau in diesem Bereich aufzulösen", sagt Wegner. Klein-Zirbes ergänzt: "Das Handwerk ist nicht nur auf die gute Infrastruktur als Nutzer angewiesen, es baut sie auch." Zu einer leistungsfähigen Infrastruktur gehören aus Sicht der HWK schnelle Internetverbindungen. Der flächendeckende Breitbandausbau müsse daher vorangetrieben werden.

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