Autoregion sorgt sich um Ford

Saarbrücken · Brexit könnte saarländisches Werk treffen. Auch Hambach wäre mit dem Smart betroffen.

 Bei Ford in Saarlouis werden auch zahlreiche Autos für den britischen Markt produziert. Foto: Rolf Ruppenthal

Bei Ford in Saarlouis werden auch zahlreiche Autos für den britischen Markt produziert. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Armin Gehl, Geschäftsführer des Firmen-Netzwerks Autoregion, erwartet durch den bevorstehenden Brexit erhebliche Probleme für die Hersteller der Großregion. "Vor dem Brexit müssen wir Angst haben", sagte er gestern in Saarbrücken. Vor allem das Ford-Werk in Saarlouis sei von einem Austritt Großbritanniens aus der Euro-Zone betroffen. "In Saarlouis werden 270 000 Ford Focus produziert, davon 110 000 mit Rechtslenker" - also für den britischen Markt, sagte Gehl. Und auch bei Smart in Hambach werde der Brexit zu einem Rückgang führen. Dort würden aktuell zehn Prozent der Autos für Großbritannien produziert. Insgesamt habe der Export aus Deutschland auf die Insel im vergangenen Jahr 700 000 Fahrzeuge betragen.

Auch Ford sehe die Brexit-Pläne grundsätzlich kritisch, sagte Ford-Sprecherin Ute Mundolf. Allerdings warte das Unternehmen erst einmal die weitere Entwicklung ab. Der nach der Brexit-Abstimmung erwartete Einbruch sei auch nicht so schlimm ausgefallen, insofern sei es schwierig, Prognosen abzugeben. Außerdem sei Großbritannien nicht das einzige Land mit Rechtslenkung, insofern müsse man auch die Zahlen mit Vorbehalt behandeln.

Die Autoregion, die vor fast genau zwei Jahren mit 15 Mitgliedern an den Start gegangen ist, zog gestern Bilanz. Mit mittlerweile 95 Mitgliedern habe sich das Netz gut entwickelt. Als ein von der Politik unabhängiger Zusammenschluss von in der Autoindustrie tätigen Firmen oder mit der Branche verbundenen Institutionen biete die Autoregion die Möglichkeit, Unternehmen untereinander zu vernetzen, Forschung und Entwicklung zu bündeln und Kooperationen mit der Forschung auf den Weg zu bringen. Gehl nannte dafür unter anderem Veranstaltungen zu Industrie 4.0, Robotik und der Mobilität der Zukunft.

Bei der Mobilität der Zukunft sieht Gehl die Elektro-Autos nur als Übergangskonzept für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Danach werde diese Technik von der Wasserstoff-Technologie abgelöst. Diese könne dann entweder mit Brennstoffzelle oder traditionell mit Motor eingesetzt werden. Dieser müsse nur in der Steuerung angepasst werden. "Für die saarländische Autoindustrie ist das eine gute Nachricht, weil dann die klassische Technik des Antriebsstrangs weiter benötigt wird", sagt Gehl.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) sagte auf der Veranstaltung, dass künftig Verbrenner mit biobasierten Treibstoffen, E-Autos und Brennstoffzellen-Fahrzeuge parallel im Einsatz sein würden: "Ich denke, dass alle drei Systeme gebraucht werden." Keine Technik habe alleine ausreichend Potenzial. Für Biotreibstoffe gebe es nicht genug Anbauflächen, für Wasserstoff und E-Fahrzeuge wiederum brauche es große Mengen Energie. Um aber die Technik überhaupt auf den Weg zu bringen, gelte es jetzt, die Infrastruktur weiter auszubauen.

Zumindest hat das Saarland seit gestern eine weitere Lademöglichkeit für E-Autos. Rehlinger weihte eine neue Ladestation am Hotel am Triller in Saarbrücken ein. Gleichzeitig warnte Rehlinger aber auch davor, eine erfolgreiche Technik wie den Diesel kaputtzureden, für den im Saarland viele Teile produziert werden. "Es ist nicht sinnvoll, einen Strukturbruch zu forcieren", sagt Rehlinger. "Wir müssen den Strukturwandel realisieren."

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