Bahn befreit von Ärgernissen

Berlin · Wie im Flugzeug. Die Deutsche Bahn rüstet unterhaltungstechnisch auf. Ab Frühjahr sollen Fahrgäste in ICE-Zügen über „Maxdome“ bis zu 50 Filme gratis abgerufen können.

Slapstick konnte nicht nur der französische Komiker Jacques Tati. Wie in seinem Film "Die Ferien des Monsieur Hulot" eilen auch in Deutschland Menschen wie auf Kommando mit wehenden Rockschößen über Bahnsteige. Der Grund nennt sich "Achtung, umgekehrte Wagenreihung" und wird meist erst kurz vor Einfahrt des Zuges mitgeteilt. Damit ist künftig Schluss. Auch mit der Ausrede gegenüber Chef oder Partner, man könne jetzt nicht telefonieren, man sei im Zug. Die Bahn rüstet kommunikations- und unterhaltungstechnisch auf.

Bahnchef Rüdiger Grube und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) präsentierten die Neuerungen gestern im Berliner Hauptbahnhof. Alle 250 ICE-Züge sind seit Jahresbeginn mit einem leistungsfähigen und kostenlosen W-Lan ausgestattet, auch in der zweiten Klasse. Dort freilich nur mit einem Datenvolumen von 200 MB je Nutzer und Tag. Ab Frühjahr sollen zudem über "Maxdome" bis zu 50 Filme gratis abgerufen werden können - ein Unterhaltungsangebot wie bei Langstreckenflügen. 50 junge Leute wurden für die ersten drei Monate als "W-Lan-Buddys" eingestellt. Sie laufen in roten Sweatshirts durch die Züge und helfen, wenn es Probleme beim Einloggen gibt. Nach und nach erfolgt bis Ende 2018 auch die Aufrüstung der ICE mit Signalverstärkern für die Telefonie. Dann wird man sogar im Tunnel störungsfrei kommunizieren können.

Neu ist auch, dass die Bahn-App "DB-Navigator" jetzt bei allen ICE-Zügen zeigt, wo welcher Waggon halten wird. Und zwar in Echtzeit, inklusive kurzfristiger Veränderungen. Die Reisenden können sich also schon bei der Anreise schlaumachen. Das Gedränge am "Wagenstandanzeiger" dürfte weniger werden. "Versprochen, geliefert", sagte Grube in Richtung Dobrindt. Der Minister hatte seit Jahren auf solche digitalen Angebote gedrängt. Gestern legte er nach: Natürlich müsse es weitergehen, "die ganze Reisekette entlang". Die ersten IC-Züge hat die Bahn ebenfalls mit W-Lan aufgerüstet. Im Nahverkehr sollten die Länder bei Ausschreibungen darauf dringen, so Dobrindt.

Der CSU-Politiker zeigte sich zufrieden mit Grube, zumal der wieder eine positive Bilanz präsentieren kann. 2016 verdiente die Bahn vor Zinsen und Steuern 1,8 Milliarden Euro. 2015 schrieb sie noch Verluste. Und auch die Pünktlichkeit hat sich verbessert, von 74,4 auf 78,9 Prozent im Fernverkehr. Grube kann offenbar mit einer Vertragsverlängerung rechnen. Auf Anfrage sagte Dobrindt, er würde sich freuen, "wenn wir in den nächsten Jahren noch viele gemeinsame Termine zum digitalen Fortschritt der Bahn haben". Die Entscheidung fällt im Frühsommer im Aufsichtsrat.

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