Rente wird mager

Berlin · Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland kann im Alter nur mit einer gesetzlichen Rente auf Grundsicherungsniveau rechnen. Das geht aus Zahlen der Bundesregierung und des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervor, die unserer Redaktion vorliegen.

Den Angaben zufolge ist aktuell ein monatliches Bruttogehalt von 2330 Euro notwendig, um im Laufe eines durchschnittlich langen Arbeitslebens (gegenwärtig 38 Jahre) eine Rente in Höhe der staatlichen Grundsicherung im Alter zu erzielen.

Von den gut 37 Millionen Beschäftigungsverhältnissen, die in der aktuellen Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2014 erfasst wurden, verdienten jedoch rund 19,5 Millionen Beschäftigte weniger als 2330 Euro im Monat. Damit bekämen 52 Prozent der Beschäftigten im Alter eine Rente von weniger als 795 Euro. Das ist der aktuelle bundesdurchschnittliche Grundsicherungsbedarf im Alter.

Trotz des hohen Beschäftigungsstandes müssten viele Arbeitnehmer in eine unsichere Zukunft blicken, kritisierte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann , die die Daten angefordert hatte. "Die gesetzliche Rente muss so gestärkt werden, dass niemand Armut im Alter fürchten muss", forderte Zimmermann.

Dagegen hat die Bundesregierung immer wieder darauf hingewiesen, dass sich das Einkommen der Senioren auch noch aus anderen Quellen zusammensetzt. Dadurch lasse sich eine "deutlich höhere Gesamtversorgung" erzielen. Nach dem aktuellen Rentenversicherungsbericht von Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD ) stammen durchschnittlich 63 Prozent der Rentnereinkünfte, also knapp zwei Drittel, aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Der Rest verteilt sich auf andere Bezüge wie zum Beispiel Betriebsrenten und Lebensversicherungen.

Meinung:

Perfide Politik

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

Seit Jahren mahnt die Politik, dass die gesetzliche Rente nicht für eine auskömmliche Versorgung im Alter reichen wird. Wer nicht privat vorsorgt, gerät schnell in die Altersarmut. So weit so gut. Doch seit fast ebenso vielen Jahren ist private Vorsorge angesichts eines Zins um null Prozent wenig attraktiv. Im besten Fall gibt es einen Werterhalt, es kann aber auch sein, dass weniger herauskommt als eingezahlt wird.

Besonders perfide ist, dass die Politik 2004 mit einem Federstrich Rentenzahlungen krankenversicherungspflichtig gemacht hat - obwohl auf die Beiträge bereits Krankenversicherung fällig wurde. Wer so agiert, darf sich nicht über schlechte Sparquoten wundern.

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