Abschied von Zweibrücken

Zweibrücken · Die letzte Passagiermaschine hat den Zweibrücker Flughafen verlassen. Trauer und auch Wut lagen gestern in der Luft. Doch die Reise ist noch nicht zu Ende. Die Verhandlungen mit potenziellen Investoren gehen weiter.

Das Wetter ist trübe, die Stimmung gedrückt. Auf dem Rollfeld stehen Mitarbeiter und winken. Wenige Meter von ihnen entfernt warten Schaulustige hinter der Absperrung auf den Start. Als das Flugzeug seine Motoren aufheulen lässt, zählen Kinder rückwärts einen Countdown. Um 14.46 Uhr ist es so weit: Zum letzten Mal hebt eine Passagiermaschine in Zweibrücken ab - mit 20 Minuten Verspätung.

"Schade", hört man gemurmelt aus der Menge. Ein ehemaliger Flughafen-Mitarbeiter zeigt unverhohlen seine Wut. "Die Situation ist scheiße", wettert der 65-Jährige. Die Regierung sei schuld, die Politiker bezeichnet er als "Totengräber". Als die Maschine den Blicken entschwindet - der letzte Flug geht nach Fuerteventura -, herrscht Stille am Zaun.

Auf dem Rollfeld melden sich unterdessen Politiker und Verantwortliche zu Wort. Von "verletztem Ehrgefühl" spricht Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ). Die Stadt sei immer stolz auf ihren Flughafen gewesen. Landrat Hans Jörg Duppré (CDU ) beschreibt die Gefühlslage als "beschissen". Und fügt hinzu: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Verhalten optimistisch ist der Geschäftsführer der insolventen Flughafen-Gesellschaft, Werner Boßlet. "In irgendeiner Form geht es sicher weiter."

Bis es so weit ist, bleibt der Flughafen geschlossen. Das realisieren auch die Passagiere , die mit der letzten Maschine in Zweibrücken ankamen. Mit ihrem Koffer steht Renate Riske (65) vor der Ankunftshalle. "Das ist schon sehr traurig. Ich bin öfter von Zweibrücken aus auf die Kanaren geflogen", erzählt die Frau aus Trier. Saarbrücken-Ensheim sieht sie als Alternative - "wenn es nicht anders geht." Sowohl Saarbrücken als auch Luxemburg und Frankfurt sind Ausweichmöglichkeiten für Elfriede Konrad (66) aus Püttlingen. Ganz glücklich ist sie aber nicht: Will sie von Saarbrücken aus auf die Kanaren, müsse sie zwischendurch umsteigen.

Zum ersten und wohl letzten Mal sind auch Christiane Pusch (50) und Jutta Knutzen (47) in der Pfalz gelandet. Bei der Last-Minute-Buchung hatten die beiden Stuttgarterinnen nur die Wahl zwischen Zweibrücken oder dem fernen Hamburg. Sie bedauern die Schließung. "Ich fand es schön, dass es noch so einen kleinen Flugplatz gibt", schwärmt Pusch. Erst wenige Minuten zuvor habe sie von dem Aus für Zweibrücken erfahren.

Kurze Zeit später ist die Abfertigungshalle beinahe leer. Die Fenster der kleinen Reisebüros sind dunkel. Nur im Bistro warten wenige bei einem Heißgetränk darauf, dass sie abgeholt werden. Eine Mitarbeiterin wischt den Tisch. Äußern will sie sich nicht.

In Saarbrücken steigt derweil die Hoffnung. Der hiesige Flughafen erwartet nun mehr Passagiere . "Man muss schauen, was passiert", sagt Wolfgang Kerkhoff vom Wirtschaftsministerium. Die Verhandlungen mit potenziellen Investoren in Zweibrücken laufen derweil weiter. Laut SWR gibt es drei Interessenten, die den Flughafen als Fracht-Airport weiterbetreiben wollen. "Wir können dazu gar nichts sagen", heißt es knapp von Seiten der Insolvenzverwaltung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort