4500 Saar-Metaller fordern mit Warnstreik auf dem Ford-Gelände neues Angebot von den Arbeitgebern

Saarlouis · Die IG Metall erhöht mit Warnstreiks ihren Druck auf die Arbeitgeber. Nach einer Großkundgebung auf dem Ford-Gelände in Saarlouis mit 4500 Teilnehmern folgen heute Aktionen in Saarbrücken und Homburg.

 Trommeln, pfeifen und argumentieren für mehr Lohn: 4500 Saar-Metaller zeigten sich gestern kämpferisch. Foto: Rolf Ruppenthal

Trommeln, pfeifen und argumentieren für mehr Lohn: 4500 Saar-Metaller zeigten sich gestern kämpferisch. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Sie stehen ganz vorne an der Bühne: die Vertrauensleute der IG Metall bei der Beckinger Schraubenfabrik Whitesell. Dort geht es noch um weit mehr als eine Tarifforderung: Die nackte Existenz steht auf dem Spiel. Einer der Vertrauensleute, Armin Müller , sagt, man habe gute Chancen, aus der Insolvenz heraus wieder erfolgreich durchzustarten. Die Unternehmensleitung sei gut, der Betriebsrat ebenfalls und die Belegschaft motiviert. Interessierte Investoren gäbe es schon. 4500 Teilnehmer an der IG-Metall-Kundgebung vor den Werkstoren von Ford, so die Schätzung der Polizei , beantworten die offizielle Begrüßung der Whitesell-Vertreter mit einem besonders lauten und langen Applaus.

Letztere zeigen ebenso Präsenz wie Vertreter aus 13 weiteren Betrieben, überwiegend aus dem Kreis Saarlouis , die mit einem Warnstreik ihre Forderungen in der Tarifrunde nach 5,5 Prozent mehr Lohn, einem Recht auf Bildungsteilzeit sowie einer Neuregelung der Altersteilzeit unterstreichen wollen. Die Arbeitgeber bieten derzeit 2,2 Prozent mehr Lohn an.

Solidarisch begleitet wird die Kundgebung immer wieder auch von hupenden Lkw- und Autofahrern, die auf der Autobahn am Ford-Gelände entlangfahren. Hans Weigel vom Autozulieferer Dürr in Püttlingen, hält die Forderungen nach einer höheren Bezahlung, wie sie die Gewerkschaft fordert, für angemessen. "Wir wissen doch alle, dass 2014 ein gutes Jahr war. Auch die Prognosen für 2015 sind gut", sagt Weigel.

Martin Spengler, IG-Metall-Jugendvertreter bei Ford, zeigt sich rhetorisch schon so fit wie "alte Hasen" in der Gewerkschaft. Er argumentiert, Bildungsteilzeit sei angesichts immer schnellerer technischer Entwicklungen besonders eine Chance für junge Menschen.

Alternativen zur Abendschule

So könnten sie Weiterbildung und Aufstiegschancen außerhalb einer Abendschule wahrnehmen, was zudem auch der Präsenz in der Familie zugutekomme. Eine bessere Bildung sei ein Beitrag gegen Leiharbeit und Minijobs. Robert Hiry, erster Bevollmächtigter der IG Metall Völklingen, betont, der Bedarf an Qualifizierung nehme nach Meinung aller Experten enorm zu. "Alleine durch die bevorstehenden technologischen Entwicklungen wie Digitalisierung oder Industrie 4.0 werden 50 Prozent der Tätigkeitsprofile wegfallen und neue Tätigkeitsprofile entstehen." Darauf müssten sich die Belegschaften vorbereiten können, auch mit Hilfe der Arbeitgeber durch einen finanziellen Anteil an der Bildungsteilzeit.

Hiry fordert die Arbeitgeber auf, in der nächsten Verhandlungsrunde am 11. Februar in Frankfurt ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Die Branche verdiene gut, zudem dürfe Altersteilzeit nicht nur "als Problemlösung für diejenigen angesehen werden, die nicht mehr können".

Unterdessen kritisiert der saarländische Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie (ME Saar) die Warnstreiks der Gewerkschaft als "unverhältnismäßig". Hauptgeschäftsführer Joachim Malter betont, "die Metallarbeitgeber sehen keinerlei Veranlassung, ihr Angebot nachzubessern. Unser Angebot ist fair für die Beschäftigten, weil sie für das gesamte Jahr gut 2,5 Prozent mehr Geld auf dem Lohnzettel haben werden. Und das bei kaum steigenden Lebenshaltungskosten."

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